23.07.2024 Arrochar

Beim Frühstück überlegte ich schon, was ich mit dem Tag anfangen sollte, falls der neue Reifen nicht geliefert werden konnte. Um 10 Uhr stieg ich zu Gerald ins Auto, um den reparierten Reifen im nächsten Dorf, Kingussie, abzuholen. Ich war erleichtert, als der fertige Reifen bereitstand, um abgeholt und bezahlt zu werden. Zu meinem Glück hatte Gerald nicht nur das Wissen, sondern auch das nötige Werkzeug, um das Rad zu montieren. Denn in den Mietfahrzeugen gibt es weder einen Ersatzreifen noch das nötige Werkzeug. Die Autovermieter bieten aber eine Reifenversicherung an, die den Pannenservice bezahlt. Vielleicht eine gute Idee für die Zukunft.

Gerald erzählt mir, dass er am Vortag 800 Schafe geschoren hat, aber die Wolle hat heute keinen Marktpreis mehr. Und nach dieser schweren Arbeit hat er sich gestern wohl zwei Stunden Zeit genommen, um mir zu helfen. Das ist sicher viel mehr, als man von der schottischen Gastfreundschaft erwarten kann. „Gerald, du bist ein echter Gentleman. Vielen Dank für deine Zeit und Mühe!“

 

Die Strecke von Newtonmore nach Fort William führt durch die malerische Landschaft der schottischen Highlands. Manchmal brauche ich schon ein wenig Vertrauen, wenn mir der Google Navigator den Weg weist. Landstraßen mit einer dreistelligen Nummer sind in der Regel einspurig!

Und haben mich unter anderem in die Mitte Schottlands geführt, wie mir ein Stein mit entsprechender Inschrift am Wegesrand verrät.

Auf dem Weg von Newtonmore nach Fort William durchquere ich den Cairngorms National Park. Dieses Gebiet ist bekannt für seine majestätischen Berge (bis zu 1.300 m hoch), tiefen Täler und kristallklaren Seen. Ich fahre durch Charmante Dörfer wie Achluachrach und Spean Bridge und mache hier und da Pausen, um gelegentlich einen Scone zu essen.

Diese Aussicht und eine Tasse frisch gebrühter Kaffe, ist eine Krönung, sagt auch Frau Sommer!

Ich fahre an mehreren Seen vorbei, darunter Loch Laggan und Loch Lochy. Die Seen sind von bewaldeten Hügeln und Bergen umgeben. Auf einem Teil der Strecke begleitet mich der Caledonian Canal. Dieser künstliche Wasserweg verbindet mehrere Seen und Flüsse miteinander. Der Weg führt durch Täler und über Hügel, die mit Heidekraut, Farnen und Wildblumen bewachsen sind. Die Berge sind unbewaldet.

Der Kaledonische Kanal wurde von 1803 bis 1822 unter der Leitung des schottischen Ingenieurs Thomas Telford errichtet. Dieses beeindruckende Wasserstraßenprojekt verbindet die Ost- und Westküste Schottlands und erstreckt sich über eine Länge von 97 km. Der Kanal überwindet insgesamt 29 Schleusen, darunter die längste Schleusentreppe in Großbritannien, Neptune’s Staircase, die aus 8 Einzelschleusen besteht. Allerdings ist auch hier deutlich zu bemerken, dass der Stausee deutlich zu wenig Wasser hat.

Die Eiszeiten haben das Landschaftsbild vor allem in den schottischen Highlands stark geprägt. Während der letzten Eiszeit waren große Teile Schottlands von Gletschern bedeckt. Viele Täler haben eine charakteristische U-Form, die durch die Bewegung der Gletscher entstanden ist. Die Gletscher schnitten sich durch das Gestein und hinterließen breite, flache Täler mit steilen Seitenwänden. Die Ablagerungen von Gestein und Sedimenten, die von den Gletschern transportiert wurden, sind in Form von Hügeln und Moränen sichtbar. In den ehemaligen Gletschertälern liegen die idyllischen, zum Teil tiefen Lochs, also Seen.

Ich sitze eine Weile und genieße das Schattenspiel der Wolken auf den Bergen. Kein Wunder, dass sich tibetische Mönche zum Meditieren in die Berge zurückzogen.

 

Da ist der in sich ruhende Berg der Gegenwart und die eiligen Gedanken, die von der Vergangenheit in die Zukunft eilen. Wenn wir den flüchtigen Gedanken nicht folgen, sondern uns auf den stabilen Berg konzentrieren, stellen wir fest, dass der Himmel dahinter blau ist.

Auf dem Weg nach Fort William sind im Hintergrund die Berge der West Highlands zu sehen. Die Landschaft ist abwechslungsreich und beeindruckend, perfekt für eine malerische Fahrt! Man könnte meinen, dass die Welt schon immer so ausgesehen hat. Auch wenn man nicht allein ist.

 

 

Am späten Nachmittag komme ich in Fort William an und möchte wie gewohnt über die Buchungs-App eine Unterkunft buchen. Der Ort gefällt mir und ich bin müde von den vielen kleinen Wanderungen und der Autofahrt. Zu meinem großen Erstaunen stelle ich fest, dass es nicht nur im weiteren Umkreis von Fort William, sondern auch auf der Isle of Skye oder anderswo im Norden Schottlands freie Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Abgesehen von einer Unterkunft auf der Insel, die € 450 für eine Nacht verlangt. Und das liegt weit außerhalb meines Budgets.

August ist der Ferienmonat in Großbritannien, Italien und Frankreich. Ich hörte auch deutsche Stimmen in den Cafés. Ich habe die Beherrberungskapaizitäten überschätzt. Spontanes Reisen, wie ich es liebe und gewohnt bin, ist in der Ferienzeit nicht möglich. Zur Spontaneität gehört aber auch, nicht an dem Plan festzuhalten, mit Auto und Fähre über die Isle of Skye zu den Äußeren Hybriden zu reisen, sondern neue Ideen zu entwickeln.

Ich fahre südwärts nach Arrochar am Loch Goil, ganz in der Nähe von Loch Lomond. Hier bleibe ich einige Tage, um die Gegend zu erkunden. Das charmante Hotel liegt direkt am See und hat leider eine sehr launische Internetverbindung. Auch hier ist Improvisation angesagt.

 

Ähnliche Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben