14.03.2023 Catania – Sightseeing

Das Auto parkt idealerweise vor der Tür. Ich bezahle an der Parkuhr 10 Euro als Tagespauschale. Das ist für italienische Verhältnisse sehr günstig. Vom Piazza Trento aus beginne ich meinen Rundgang zu den Sehens- und Merkwürdigkeiten, wie Goethe sie nennt.

Über die Via Etena geht es zur Cattedrale S. Agata, die eine schöne Barockfassade hat, aber innen eher nüchtern ist. Den Fischmarkt lasse ich aus, das können wir in Hamburg sicher genauso gut.

Im Castello Ursino, das 1239 vom Staufer-König Friedrich der II. erbaut wurde, befindet sich das kleine, aber feine Museum von Catania. Auf dem Platz vor der Burg gibt es einen der vielen Kioske der Stadt, wo man Getränke und Arancinos bekommt.

Für eine Cola und einen Arancino mit Pistazien, der als kleines Mittagessen durchgehen kann, zahle ich Euro 4. Arcaninos sind kleine Köstlichkeiten, die eigentlich gar nicht süß sind und prima den kleinen Hunger zwischendurch stillen.

Das Teatro Greco-Romano liegt fast versteckt in Hinterhöfen. Die Häuser in der Nachbarschaft haben sich bis an die Ruinen herangeschoben. 16.000 Noch schlimmer erging es dem Anfiteatro Romano. Jahrhundert n. Chr. hatte das Theater 16.000 Sitzplätze. Damit war es nur wenig kleiner als das römische Kollosseum. Im Laufe der Zeit wurde es als Steinbruch benutzt. Der größte Teil der Überreste ist heute mit Straßen und Gebäuden überbaut. Das kann sich eine Stadt oder ein Land nur leisten, wenn es davon so viel hat wie Sizilien.

Die Benediktiner des Monastero Dei Benedettini die San Nicolo hatten sich viel vorgenommen. Sie wollten für ihr Kloster den größten Sakralbau Siziliens errichten. Der Bau blieb unvollendet. Aber das Innere der Kriche ist sehenswert.

Die Orgel, von der Goethe im Tagebuch schwärmt, habe ich leider ich gehört. Die riesige Klosteranlage wird heute von der Universität genutzt.

Ich schlendere durch die Gänge auf der Suche nach der Bibliothek. Leider kann ich nur einen Blick in die schönen Räume werfen, denn sie sind verschlossen. Ab und zu kann ich in die Hörsäle schauen.

In Hafennähe befindet sich der interessante Palazzo Biscari. Mit seinen 690 Zimmern ist er der größte Barockpalast der Stadt. Die Straße zu seinem Eingang ist bescheiden. Seien prachtvolle Fassade zeigt sich vom Hafen aus.

Die Fassade auf der Terrasse zum Hafen hin ist mit Putten überladen. Die große Besitzerfamilie bewohnt noch heute den Palast. Sie hat jedoch 10 Räume zur Besichtigung freigegeben. Das sind die in denen auch Goethe empfangen worden ist.

Catania, Donnerstag, den 3. Mai 1787

Der Abbé, der uns gestern abend schon begrüßt hatte, erschien heute zeitig und führte uns in den Palast, welcher auf einem hohen Sockel einstöckig gebaut ist, und zwar sahen wir zuerst das Museum, wo marmorne und eherne Bilder, Vasen und alle Arten solcher Altertümer beisammenstehen. Wir hatten abermals Gelegenheit, unsere Kenntnisse zu erweitern, besonders aber fesselte uns der Sturz eines Jupiters, dessen Abguß ich schon aus Tischbeins Werkstatt kannte und welcher größere Vorzüge besitzt, als wir zu beurteilen vermochten.

Ein Hausgenosse gab die nötigste historische Auskunft, und nun gelangten wir in einen großen, hohen Saal. Die vielen Stühle an den Wänden umher zeugten, daß große Gesellschaft sich manchmal hier versammle.

Die ist nur ein Teil des langen Flures. Die Treppe führte zu den privaten Räumen des Prinzen.
Seine Frau wohnte „unter der Treppe“.

Wir setzten uns in Erwartung einer günstigen Aufnahme. Da kamen ein Paar Frauenzimmer herein und gingen der Länge nach auf und ab. Sie sprachen angelegentlich miteinander. Als sie uns gewahrten, stand der Abbé auf, ich desgleichen, wir neigten uns. Ich fragte, wer sie seien, und erfuhr, die jüngere sei die Prinzessin, die Ältere eine edle Catanierin. Wir hatten uns wieder gesetzt, sie gingen auf und ab, wie man auf einem Marktplatze tun würde.

Wir wurden zum Prinzen geführt, der, wie man mir schon bemerkt hatte, uns seine Münzsammlung aus besonderem Vertrauen vorwies, da wohl früher seinem Herrn Vater und auch ihm nachher bei solchem Vorzeigen manches abhanden gekommen und seine gewöhnliche Bereitwilligkeit dadurch einigermaßen vermindert worden. Hier konnte ich nun schon etwas kenntnisreicher scheinen, indem ich mich bei Betrachtung der Sammlung des Prinzen Torremuzza belehrt hatte.

Ich lernte wieder und half mir an jenem dauerhaften Winckelmannischen Faden, der uns durch die verschiedenen Kunstepochen durchleitet, so ziemlich hin. Der Prinz, von diesen Dingen völlig unterrichtet, da er keine Kenner, aber aufmerksame Liebhaber vor sich sah, mochte uns gern in allem, wornach wir forschten, belehren.

Die letzte Prinzessin hat diese Räume noch bis 1997 bewohnt.

Nach dem wir diesen Betrachtungen geraume Zeit, aber doch noch immer zu wenig gewidmet, standen wir im Begriff, uns zu beurlauben, als er uns zu seiner Frau Mutter führte, woselbst die übrigen kleineren Kunstwerke zu sehen waren.

Wir fanden eine ansehnliche, natürlich edle Frau, die uns mit den Worten empfing:“ Sehen Sie sich bei mir um, meine Herren, Sie finden hier alles noch, wie es mein seliger Gemahl gesammelt und geordnet hat. Dies danke ich der Frömmigkeit meines Sohnes, der mich in seinen besten Zimmern nicht nur wohnen, sondern auch hier nicht das geringste entfernen oder verrücken läßt, was sein seliger Herr Vater anschaffte und aufstellte; wodurch ich den doppelten Vorteil habe, sowohl auf die so lange Jahre her gewohnte Weise zu leben, als auch wie von jeher die trefflichen Fremden zu sehen und näher zu kennen, die, unsere Schätze zu betrachten, von so weiten Orten herkommen.“

Sie schloß uns darauf selbst den Glasschrank auf, worin die Arbeiten in Bernstein aufbewahrt standen. Der sizilianische unterscheidet sich von dem nordischen darin, daß er von der durchsichtigen und undurchsichtigen Wachs- und Honigfarbe durch alle Abschattungen eines gesättigten Gelbs bis zum schönsten Hyazinthrot hinansteigt. Urnen, Becher und andere Dinge waren daraus geschnitten, wozu man große, bewundernswürdige Stücke des Materials mitunter voraussetzen mußte. An diesen Gegenständen sowie an geschnittenen Muscheln, wie sie in Trapani gefertigt werden, ferner an ausgesuchten Elfenbeinarbeiten hatte die Dame ihre besondere Freude und wußte dabei manche heitere Geschichte zu erzählen. Der Fürst machte uns auf die ernsteren Gegenstände aufmerksam, und so flossen einige Stunden vergnügt und belehrend vorüber.

Indessen hatte die Fürstin vernommen, daß wir Deutsche seien, sie fragte daher nach Herrn von Riedesel, Bartels, Münter, welche sie sämtlich gekannt und, ihren Charakter und Betragen gar wohl unterscheidend, zu würdigen wußte. Wir trennten uns ungern von ihr, und sie schien uns ungern wegzulassen. Dieser Inselzustand hat doch immer etwas Einsames, nur durch vorübergehende Teilnahme aufgefrischt und erhalten.

Uns führte der Geistliche alsdann in das Benediktinerkloster, in die Zelle eines Bruders, dessen bei mäßigem Alter trauriges und in sich zurückgezogenes Ansehn wenig frohe Unterhaltung versprach. Er war jedoch der kunstreiche Mann, der die ungeheure Orgel dieser Kirche allein zu bändigen wußte. Als er unsere Wünsche mehr erraten als vernommen, erfüllte er sie schweigend; wir begaben uns in die sehr geräumige Kirche, die er, das herrliche Instrument bearbeitend, bis in den letzten Winkel mit leisestem Hauch sowohl als gewaltsamsten Tönen durchsäuselte und durchschmetterte.

Wer den Mann nicht vorher gesehen, hätte glauben müssen, es sei ein Riese, der solche Gewalt ausübe; da wir aber seine Persönlichkeit schon kannten, bewunderten wir nur, daß er in diesem Kampf nicht schon längst aufgerieben sei.

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