03.09.2023 Rouen – Dieppe

 

 

Was mich schon bei der Vorbereitung meiner Reise überrascht hat, ist, wie klein die meisten Städte in Frankreich im Vergleich zu Paris sind. Rouen hat nur 102.000 Einwohner. Zum Vergleich: Flensburg hat 89.000 Einwohner. In der Innenstadt von Rouen gibt es 2.000 mittelalterliche Fachwerkhäuser und interessante Neubauten, wobei ich den Eindruck habe, dass alle Häuser in den oberen Stockwerken bewohnt sind. Alte und neue Häuser stehen geschmackvoll nebeneinander. Das erklärt das rege Straßenleben.

 

 

 

Im Zentrum steht die Kathedrale, die Claude Monet 33 Mal gemalt hat. Deshalb hängt eine Version in jedem großen Museum. Monet ist der mit den Seerosen im Garten von Giverny. Und nicht zu verwechseln mit Édouard Manet, der keine Seerosen, Kirchen oder Getreideschober gemalt hat. Die schon von weitem sichtbare Turmspitze (151,5 Meter) wurde im Jahre 1877 fertiggestellt und besteht aus Gusseisen. Bis zur Fertigstellung des Kölner Doms im Jahr 1880 war damit die Kathedrale das höchste Gebäude der Welt.

Eine interessante Idee zur Finanzierung des rechten Turms, dem Butterturms ist diese. Seinen Namen verdankt der Turm einer Tradition: Zur Fastenzeit war der Verzehr von Butter und anderen Milchprodukteneigentlich verboten, aber durch die vorübergehende Aufhebung dieses Verbots konnte mit den aus dem Butterverkauf erzielten Einnahmen der Bau des Glockenturms finanziert werden.

Im Inneren fallen die massiven Säulen auf, die sehr filigran wirken, da sie aus vielen gebündelten Einzelstämmen zu bestehen scheinen. Handwerkliche Präzision und guter Geschmack stehen hier vor mir. Es sind genau die selben Säulen, an die sich die verzweifelte Jeanne d’Arc angelehnt haben mag, als ihr 1430 hier in Rouen unter Aufsicht der katholischen Kirche der Schau-Prozess gemacht wurde.

In einem alten Palast neben der Kathedrale wird die Geschichte von Jeanne d’Arc in einer einstündigen eindrucksvollen Multimediashow erzählt. Viele Schriftsteller haben wie William Shakespeare und Schiller haben den Stoff dramaturgisch aufbereitet. Am kürzesten und kurzweiligsten kann man sich die Geschichte hier ansehen. Einige hundert Meter weiter wurde an der Stelle, an der sie verbrannt wurde, eine schöne moderne Kirche errichtet. Die geschwungenen Holzbalken finde ich ganz toll.

Das Museum der Schönen Künste beherbergt neben Monets Kathedrale eine Reihe weiterer Werke berühmter Impressionisten. Unter anderem ein Gemälde von Albert Fourié „Tod der Madame Bovary“. Gustave Flaubert wurde hier 1821 geboren und hat mit „Madame Bovary“ einen epochemachenden Roman geschrieben, den ich letztes Jahr mit sehr großem Vergnügen gelesen habe. Es geht um eine Frau die den Schein mehr als das Sein liebt. Der Roman wurde damals von der Zensur verboten. Beim Lesen habe ich mich gefragt, warum? Neben dem alten Krankenhaus der Stadt liegt die – wie verwunschene – Villa, in der Flaubert gelebt hat. Heute ist sie ein kleines Flaubert-Museum.

Für einen unterhaltsamen Filmabend auf YouTube empfehle ich die Verfilmung von 1937 mit Pola Negri. (Wie immer, ist das Buch natürlich spannender und umfassender!) Pola Negri war die Dame, die sich bei der Beerdigung von Rudolph Valentino auf den Sarg geworfen hat.

Es ist offenbar so, dass die Strände in der Nähe der Kreidefelsen sehr steinig sind. Ohne Badeschuhe – meine liegen zu Hause – kommt man nicht ins Wasser. 🙁

Hier zum Beispiel der Plage de Puls.

 

 

Für die nächsten 10 Tage sind Sonne und Temperaturen bis 28 Grad vorhergesagt. Also fuhr ich wieder ca. 50 km zurück ans Meer nach Dieppe. Zwischen den hohen Kreidefelsen befindet sich ein steiniger Strand, der sehr steil zum Meer abfällt. Kleine Kinder purzeln ins Wasser und die Eltern springen hinterher. Ohne Schuhe kann man nicht daran denken, baden zu gehen. Ich sonne mich auf den Steinen. Nach dem Aufstehen hat man keinen Sand in den Taschen.

Der Hafen von Dieppe wird für die 5 täglichen Fähren nach Newhaven (GB) genutzt, und in der Stadt ist eine riesige Marina für Yachten entstanden.Entlang der Hafenmeile, die in die Einkaufsstraße übergeht, gibt es Restaurants und Cafés. Ich ließ mich in der Nähe einer Band nieder. Die spielte Hits von Status Quo. Die Moules-frites schmeckten sehr gut, das alkoholfreie Bier auch. Gegen 20 Uhr fuhr ich zurück ins Hotel.

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