12.02.2023 Venedig

Skizze Venedig Karaneval
Karneval in Vendig

Nach kurzer Fahrt erreichte der Zug pünktlich (!) den Hauptbahnhof von Venedig.

Natürlich weiß ich, dass der Bahnhof von Venedig direkt am Canal Grande liegt. Trotzdem bin ich immer wieder erstaunt, wenn ich den Bahnhofsplatz betrete und den ersten Blick auf diese große, belebte Wasserstraße mit ihren prächtigen Palästen werfe. Was für ein grandioser Anblick!

Es ist Karneval in Venedig! Überall stehen aufwendig verkleidete Paare und lassen sich fotografieren. Zum Glück für Venedig und mich sind noch keine Kreuzfahrt-Touristen in der Stadt. So „leer“ wie heute habe ich die Stadt noch nie gesehen.

Goethe notierte: So ist denn auch, Gott sei Dank, Venedig, mir kein bloßes Wort mehr, kein hohler Name, der mich so oft, mich, den Todfeind von Wortschällen, geängstigt hat“.   Goethe beschreibt den Karneval in Rom sehr ausführlich. In ein paar Tagen werde ich dort sein und hoffentlich vergleichen können.

Der Verkehr auf dem Wasser ähnelt dem auf dem Land. Immer wieder überquere ich Brücken, sehe Kanäle mit Gondeln und Motorbooten, gehe durch enge, schattige Gassen und über sonnige Plätze. Am Ende erreiche ich den Markus-Platz mit dem Dom und dem Dogenpalast. Goethe schreibt: „Alles, was mich umgibt ist würdig, ein großes respektables Werk versammelter Menschenkraft, ein herrliches Monument, nicht eines Gebieters, sondern eines Volkes.“

So viel Spaß, sich zu „verlaufen“, hatte ich außer in Venedig nur noch in New York. Aber Venedig ist viel fotogener, wie die Diashow beweist. Goethe meint dazu, ohne New York gekannt zu haben: „Venedig kann man nur mit sich selbst vergleichen!“

Die gepflasterten Straßen, die es damals in Deutschland noch nicht gab, bewunderte Goethe sehr, denn sie machten Venedig zur saubersten Stadt der Welt. Goethe trug seine Verbesserungsvorschläge dem Polizeivorsteher vor und notierte selbstironisch: „So hat man immer Trieb und Lust, vor fremden Türen zu kehren.

Rührend finde ich Goethes Tagebuchnotiz vom 08. Oktober, in der er von seinem Besuch auf dem Lido berichtet: „Ich hörte ein starkes Rauschen, es war das Meer, und ich sah es bald, es ging hoch gegen das Ufer, in dem sich zurückzog, es war um Mittag, Zeit der App. So habe ich denn auch das Meer mit Augen gesehen…da hätte ich mir die Kinder gewünscht, um der Muscheln willen; ich habe, selbst Kindes, ihre genug aufgelesen, doch widme ich sie zu einigen Gebrauch, ich möchte von der Feuchtigkeit des Tintenfisches, die hier so häufig weg fließt, etwas ein trocknen“.  Hier spricht das Kind im Manne und der Naturforscher.

Ich schließe meinen Bericht heute mit Goethes Tagebucheintrag vom 05.10.1786:  »Gute Nacht!«, so können wir Nordländer zu jeder Stunde sagen, wenn wir im Finstern scheiden, der Italiener sagt: »Felicissima notte!« nur einmal, und zwar wenn das Licht in das Zimmer gebracht wird, indem Tag und Nacht sich scheiden, und da heißt es denn etwas ganz anderes. So unübersetzlich sind die Eigenheiten jeder Sprache; denn vom höchsten bis zum tiefsten Wort bezieht sich alles auf Eigentümlichkeiten der Nation, es sei nun in Charakter, Gesinnungen oder Zuständen.“

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