23.02.2023 Neapel – hoch und tief

Ich möchte noch einen Tagebucheintrag Goethes vom 16.01.1787 nachreichen:

“Ein großer Kunstverlust steht Rom bevor. Der König von Neapel läßt den Herkules Farnese in seine Residenz bringen. Die Künstler trauern sämtlich, indessen werden wir bei dieser Gelegenheit etwas sehen, was unsern Vorfahren verborgen blieb.

Gedachte Statue nämlich vom Kopf bis an die Knie und sodann die unteren Füße mit dem Sockel, worauf sie stehen, wurde auf farnesischem Grund und Boden gefunden, die Beine aber, vom Knie bis an die Knöchel, fehlten und wurden durch Wilhelm Porta ersetzt. Auf diesen steht er nun bis auf den heutigen Tag. Indessen waren auf borghesischem Grund und Boden die echten alten Beine gefunden worden, die man denn auch in der Borghesischen Villa aufgestellt sah.

Gegenwärtig gewinnt es Prinz Borghese über sich und verehrt diese köstlichen Reste dem König von Neapel. Die Beine des Porta werden abgenommen, die echten an die Stelle gesetzt, und man verspricht sich, ob man gleich mit jenen bisher ganz wohl zufrieden gewesen, nunmehr eine ganz neue Anschauung und mehr harmonischen Genuß.“

Die Ersatzbeine stehen in einer Ecke der Ausstellungsräume.

Am 20. Juni schreibt er dann: „der Herkules Farnese ist fort, ich hab ihn noch auf seinen echten Beinen gesehen, die man ihm nach so langer Zeit wieder gab. Nun begreift man nicht, wie man die ersten, von Porta, hat so lange gut finden können. Es ist nun eins der vollkommen Stellwerke aller Zeit. In Neapel sieht der König ein Museum bauen lassen, wo alles, was er von Kunst Sachen besitzt, ausgestellt werden soll.“

Ich kann bestätigen, dass das sehr gelungen ist. Es ist wirklich ein prächtiges Museum, das ich vielleicht noch einmal besuchen werde. Heute muss ich aber den Berg Capodimonte erklimmen, 280 m weiter hinauf zum Museo di Capodimonte.  

Erstaunt musste ich feststellen, dass mein Hotel tatsächlich auf dem Berg steht, in dem sich die Catabombe di S. Gennardo befinden.

Ich möchte mich für das Feedback ganz herzlich bedanken, das ich bisher bekommen habe. Hier noch ein kleiner Tipp für das Lesen fremdsprachiger Webseiten. Oben links im Browser stehen zwei AA. Nachdem anklicken wird man gefragt, ob man die Webseite auf deutsch lesen möchte. Die gewünschte Sprache auswählen und schon übersetzt Google.

Der Capodimonte Palast in dem sich das Museum befindet, liegt in einem sehr schönen, großen Park an einem der höchsten Punkt Neapels. Das Gebäude ist riesig und doch habe ich das Gefühl, dass es aus allen Nähten platzt, so viel Kunst ist hier untergebracht. Die hier zusammengetragene Sammlung ist wirklich beeindruckend. Einige Bilder kenne ich aus Künstler-Antologien und freue mich, sie im Original zu sehen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie groß sie in Wirklichkeit sind. Wie schon gestern habe ich wieder sehr viele Fotos gemacht, die ich hier gar nicht alle zeigen kann, ohne zu langweilen.

Wird der Papst hier von UFO’s besucht?
Verliebte Jungs ?!

Leider waren die drei Caravaggios ausgeliehen. Das Museum behalf sich mit drei sehr großen Flachbildschirmen, die mit dem Internet verbunden waren. Mit einer Spezialkamera hat Google die Originale fotografiert und die Aufnahmen zugänglich gemacht.

Nun kann man sich die Bilder bequem – auch von zu Hause aus – anschauen. Die Bilder sind extrem detailgetreu. Am Computer ist es möglich, viel näher an das Bild heran zu zoomen, als es im Museum möglich ist, an das Original heran zu treten.

Einfach Art and Culture.Google in den Browser eingeben und los geht’s. Bei den Vorbereitungen für die Reise und beim Schreiben dieses Blogs habe ich viele interessante Websites entdeckt.

Damit sie mir nicht verloren gehen und auch andere – vor allem meine Mutter – etwas davon haben, verlinke ich sie so oft wie möglich.

Diese Seite ist mein größter Fund!

Der Abstieg in die Katakomben bedeutete einen Zeitsprung von rund 1.500 Jahren. Die Anlage ist beeindruckend. Einige Fresken sind in erstaunlich gutem Zustand. Mehr dazu auf der oben genannten Webseite.

Ohne die Leistung dieser Menschen schmälern zu wollen, erinnern sie mich an die äußerst beeindruckenden Höhlen, die ich in Indien gesehen habe und die mich mehr fasziniert haben als die Pyramiden von Gizeh, wenn ein derartiger Vergleich überhaupt zulässig oder sinnvoll ist.

Dass der Glaube Berge versetzen kann, habe ich vor einigen Jahren in Ajanta und Ellora in Indien gesehen. Dort sind keine Nekropolen entstanden, sondern Klöster. Das Besondere daran ist, dass die Klöster der Hindus, der Jains und der Buddhisten in unmittelbarer Nachbarschaft, d.h. teilweise nur 10 m voneinander entfernt, in den Fels gehauen wurden. Das ist interreligiöse Toleranz! Tagsüber wurde gemetzelt und abends debattiert!

Der Kailash-Tempel in Ellroa ist, so unglaublich es klingen mag, aus einem Stück Fels gehauen, ebenso wie die Klöster von Ajanta, die zum Teil wie barocke Kirchen aussehen. Nichts wurde hinzugefügt oder hinzugefügt. Es ist die größten monolithische Kunstwerke der Welt.

Der Hinterausgang der Katakomben führt in den Stadtteil Rione Sanita, den ich von der Brücke aus gesehen habe. Ihm eilt ein sehr schlechter Ruf voraus (siehe Wikipedia).

Es war heller Tag und ich traute mich, den Fahrstuhl zu benutzen. In einem Cafe erzählte mir ein Sozialarbeit, dass sich vieles zum Besseren, wenn auch noch nicht zum Guten gewendet hat. Der Mann war bescheiden.

Auch hier wird die Wäsche modern mit Sonnen- und Windenergie getrocknet!

Parallel zur Haupteinkaufsstraße laufe ich durch das echte Neapel, wo es mir sehr gut gefällt. Es ist viel aufgeräumter, weniger hektisch und kleine Cafés und Parks laden zum Verschnaufen ein.

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