11.02.2023 Vicenza – Padua

Es bleibt mir noch zu berichten: Gestern Abend hatte ich ein sehr unterhaltsames Gespräch mit zwei Studenten. Der eine studiert Astrophysik, um Satelliten steuern zu können. Der andere studiert Japanologie und Brasilianistik. Nach zwei oder drei Gläsern Wein hatten wir alle irdischen und überirdischen Dinge „im Griff“   😉

Trotzdem ging es heute früh auf eine Art Schnitzeljagd zu den Bauwerken des großen Architekten Andrea Palladio. Es gilt 22 Gebäude zu finden, die in der Innenstadt von Vicenza  stehen. Hinzu kommen andere, die in der näheren Umgebung zu finden sind.

Sein Einfluss auf seine Kollegen und Nachfolger ist so groß, dass man den Eindruck hat, ganz Vicenza sei von ihm allein entworfen worden. Sein Stil wurde weltweit zum Vorbild, zum Beispiel für das Weiße Haus in Washington.

Goethe notiert im Reisetagebuch: „Vor einigen Stunden bin ich hier angekommen, habe schon die Stadt durchlaufen, das Olympische Theater und die Gebäude des Palladio gesehen«. Am nächsten Tag schrieb er an Charlotte von Stein: »Heute habe ich wieder an des Palladio Werken geschwelgt«.

Ich folgte seinem Beispiel und schwelgte den ganzen Vormittag – und habe nun einen leichten Sonnenbrand auf dem Kopf. Diese Gebäude haben eine besondere Eleganz, der sich durch ausgewogene Proportionen und Rhythmus ausdrückt.

Nach 40 Minuten Fahrt checkte ich in einem kleinen Hotel in Padua ein. Danach ging ich auf Erkundungstour. Auch hier traf ich wieder auf viele mir bekannte Dinge. Leider war die Cappella degli Scrovegni, in der wunderschöne Giotto-Fresken zu sehen sind, ausgebucht. Auf YouTube gibt es einen kleinen Film, der zeigt, was ich heute nicht zu sehen bekam. Vielleicht habe ich am Montagmorgen die Gelegenheit dazu. Dann würde ich auch in die Chiesa degli Eremitani gehen, um die Fresken von Mantenga zu sehen. Ich habe mich vor über 20 Jahren intensiv mit diesen Malern beschäftigt und würde mich sehr freuen, ihre Werke noch einmal zu sehen.

Goethe notierte: „In der Kirche der Erimitaner habe ich Gemälde von Mantegna gesehen, einem der älteren Maler, vor denen ich erstaunt bin. Was in diesen Bildern für eine scharfe, sichere Gegenwart da steht! Von dieser ganz wahren, nicht etwa scheinbaren, effektlügenden, bloß zur Einbildungskraft sprechenden, sondern derben, reinen, lichten, ausführlichen, gewissenhaften, zarten, umschrieben Gegenwart…..“.

Die Universität Padua feiert 2022 ihr 800-jähriges Bestehen. Die Universität Hamburg wurde erst 1919 gegründet. Berühmte Professoren und Studenten in Padua waren unter anderem Kopernikus und Galileo Galilei.

Goethe notierte: „der große Platz, Prato della Valle genannt, ist ein sehr weiter Raum, wo der Hauptmarkt im Juni gehalten wird. Hölzerne Buden in seiner Mitte geben freilich nicht das vorteilhafteste Ansehen, die Einwohner aber versichern, dass man auch bald hier eine Fiera von Stein wie die zu Verona sehen werde….ein ungeheures Oval ist ringsum mit Statuen besetzt, die alle berühmten Männer vorstellen, welche hier gelehrt oder gelernt haben. Einem jeden Einheimischen und Fremden ist erlaubt, irgendeinen Landsmann oder Verwandten hier eine Bildsäule von bestimmter Größe zu errichten, sobald das Verdienst der Person und der akademische Aufenthalt zu Padua bewiesen ist….Der König von Schweden ließ Gustav Adolf hinstellen, weil man sagt, der selber habe einmal in Padua eine Lektion angehört.“

Zu ergänzen ist, dass die steinernen Verkaufsstände noch immer nicht gebaut worden sind. Ich finde es tröstlich zu sehen, dass Bauanträge hier auch nicht schneller bearbeitet werden als in Deutschland. Heute machen eine Menge fliegender Händler ihre Geschäfte dort. Die Ansammlung der Statuen ist ein Vorläufer des Walk of Fame in Hollywood. den ich 1981 das erste Mal entlang lief.

22.546 Schritte habe ich heute zurückgelegt, da sage noch einer, ich fahre nur spazieren. Damit habe ich mir die Naschereien in den Contorni-Läden in den Arkaden verdient.

Morgen fahre ich mit dem Zug nach Venedig! Die Zugfahrt dauert nicht länger als eine Autofahrt. Sie kostet jedoch weniger als die Parkgebühren in Mestre, dem Parkplatz von Venedig.

Mit dem elektronischen Stift auf dem Ipad gezeichnet.

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