5. Woche 09.03. – 15.03.2024

Kaffeepause – eigentlich war es eine Eiscremepause in Stazzo. Stazzo liegt am anderen Ende „meiner“ Bucht. Auch dieser Ort scheint von den Touristenströmen nach Taormina im Norden und Syrakus im Süden Catanias verschont oder übersehen worden zu sein. Hier bin ich allein unter Italienern.

Aber das ist auch alles, was dieser Ort zu bieten hat. Trotzdem genieße ich dieses Italien sehr.

Die auflandigen Winde treiben immer wieder Regenfelder in die Bucht. Seit drei Tagen quäle ich mich mit dem Schreiben. Wie ein richtiger Schriftsteller warte ich auf eine Idee, wie ich das nächste Thema erzählen soll. Es soll helfen, mal an etwas anderes zu denken.

Ich bin immer wieder begeistert, was man alles auf Youtube finden kann. Die „Einführung in die Philosophie“ von Karl Jaspers ist ein echtes Juwel. Es lohnt sich schon wegen der schönen Sprache und der „st“ und „sp“.

Weil sauer lustig macht, trinke ich wieder selbstgemachte Zitronenlimonade ohne Zucker aus einer selbstgepflückten Zitrone. Der Baum blüht und trägt Früchte.

Zeit und Ort stimmten, die Umstände nicht. Die Sonne braucht länger, um die Wolken zu durchbrechen. In der Mittagspause konnte ich es mir im Garten gemütlich machen und ein Buch lesen. Inzwischen hatte ich auch eine Idee für die letzten Kapitel.

Ich bin zuversichtlich, dass ich das Manuskript bis nächste Woche Donnerstag fertigstellen kann. In Hamburg werde ich dann mit dem Feinschliff beginnen.

Kräftige Schauer wechselten sich den ganzen Tag mit längeren sonnigen Momenten ab. Mich fasziniert das Lichtspiel bei Regen auf dem Meer.

293 Seiten sind geschrieben. Es werden noch mehr werden, denn heute habe ich in einem Archiv, in dem ich bisher noch nicht gesucht hatte, neue Dokumente gefunden. Ich bin immer wieder erstaunt und überrascht, was ich in den letzten 6 Monaten zusammentragen konnte.

Pedara befindet sich weiter oben am Hang des Ätna. Obwohl die Armut dieser Gegend in den Häusern widergespiegelt wird, hat die Stadt in der Vergangenheit bessere Zeiten erlebt.

Ich hatte Erika zu einem Ausflug nach Syrakus eingeladen. Für die 90 km nach Siracusa braucht man eineinhalb Stunden. Ich war letztes Jahr ein paar Tage dort und freute mich sehr, diese schöne Stadt wieder zu sehen. Bei Sonnenschein und 21 Grad schlenderten wir durch die Gassen und genossen das vielfältige gastronomische Angebot.

In Syrakus haben wir 1 kg Erdbeeren für EUR 3,00 gekauft. Eine Portion Erdbeeren zum Frühstück ist ein guter Start in den Tag. Am späten Nachmittag fuhr ich nach Catania, um meine fünfwöchige Kulturabstinenz zu beenden.

Das Teatro Massimo Bellini ist in der blauen Stunde wunderschön. Erst eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn, also um 20 Uhr, öffnet das Theater seine Pforten. Das große Foyer ist prunkvoll und könnte in einem Schloss stehen. Bei näherem Hinsehen stellt man leider einen Restaurierungsstau fest, den eine so berühmte Bühne nicht haben sollte. Ich nehme Platz im dritten Rang, Loge Nr. 20. Das Theater hat 1.200 Plätze und ist ausverkauft. Zuerst kommen die Musiker des großen Orchesters auf die Bühne. Ihnen folgt der Chor mit etwa 100 Sängerinnen und Sängern. Am Bühnenrand stehen die Schauspieler, die – anders als bei einer konzertanten Oper – zwischen den einzelnen Sätzen von Edvard Griegs Synphonie Henrik Ibsens „Peer Gynt“ deklamieren.

Da ich „meinen“ Peer Gynt kenne, stört es mich nicht, dass ich kein Wort verstehe. Ich genieße den Klang dieser schönen Sprache und bedauere kurz, dass ich es in den letzten Wochen nicht geschafft habe, etwas Italienisch zu lernen.

Nach drei Studnen war das Konzert beendet. Meine Logen-Nachbarin und ich gingen zum Ausklang des Abends noch etwas trinken und plauderten bis der Wirt das Lokal schloss.