19.09.2023 Tours – Loire Schlösser 2. – Merans

Der Berg, auf dem das Schloss von Amboise steht, ist seit der Jungsteinzeit besiedelt. Höhlenmalereien sind nicht zu sehen, dafür aber prunkvoll ausgestattete herrschaftliche Räume. Gestern gingen mir die Superlative aus, heute bräuchte ich noch mehr. Was ich heute im Laufe des Tages gesehen habe, ist unbeschreiblich.

Ich kann gut verstehen, dass die Menschen, die die Paläste gestürmt haben, als sie den unfassbaren Reichtum sahen, „Revolution“ gerufen haben. Die allgemeine Armut und die sozialen Verhältnisse, werden von Honoré Balzac sehr realistisch beschrieben, allerdings nur für das 19. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert dürften die Verhältnisse nicht besser gewesen sein. Und so kam es zur Französischen Revolution 1789 und zur Februarrevolution 1848.

Bevor ich das Schloss von Amboise betrete, frühstücke ich in einem kleinen Café in der Altstadt am Fuße des Berges.

 

1516 kam Leonardo da Vinci nach Amboise und verbrachte im unweit gelegenen Herrenhaus Le Clos Lucé seine letzten Jahre, ehe er 1519 in der Kirche auf dem Schlossareal bestattet wurde.

Von der anderen Seite aus, sieht das Schloss viel bescheidener und weniger dramatisch aus.

Nach den Beschädigungen und Plünderungen und der zeitweiligen Nutzung als Gefängnis wurden die Gebäude sorgfältig instand gesetzt und restauriert.

Die Eintrittspreise sind recht günstig. EUR 15 – 20 pro Person. Dafür bekommt man (manchmal) ein Tablet in die Hand gedrückt, mit dem man sich virtuelle Projektionen des Raumes in früheren Zeiten ansehen kann. Mit einem Schritt sind die anderen Touristen verschwunden und man ist umgeben von Königen, Prinzen und holden Jungfrauen. Das macht Spaß und ist sehr aufschlussreich.

Helene von Mecklenburg-Schwerin machte als Fast-Königin eine gute Figur, wie bei Wikipedia nachzulesen ist. Auch sie lebte hier. Um ein Haar wäre sie nämlich Königin von Frankreich bzw. Königinmutter geworden.

Es ist wie eine Reise durch ein illustriertes Geschichtsbuch. Mir war gar nicht bewusst, wie oft ich in Gedanken schon in Frankreich war. Umso überraschter bin ich, überall auf Themen oder Personen zu stoßen, mit denen ich mich schon früher beschäftigt habe. Wie durch ein Kaleidoskop sehe ich Frankreich und die verschiedenen Epochen vor mir. Aber vor meinem geistigen Auge sehe ich auch die früheren Versionen von mir, die wie ich heute an so viele Orte reiste, um die Dinge, über die sie gelesen hatte, vor Ort zu sehen und zu verstehen. Ich bin meinen früheren Ichs dankbar, dass sie so viel geleistet haben, dass ich heute eine reiche Ernte einfahren kann.

Eine der Bewohnerinnen und Erbauerinnen des Schlosses von Chenonceau war Katharina von Medici. Neben Eleonore von Aquitanien ist sie eine der interessantesten Frauen der Geschichte, nur dass sie 400 Jahre später lebte.

Die Stirnseite des Schlosses ist wenig eindrucksvoll und einprägsam. Aber wenn man das Schloss vom Park aus betrachtet, weiß man, dass man schon Fotos von diesem Schloss gesehen hat.

In den Stützpfeilern, die im Wasser stehen, sind die Küche und die Aufenthaltsräume der Bediensteten untergebracht.

Eine der Bewohnerinnen und Erbauerinnen des Schlosses von Chenonceau war Katharina von Medici. Neben Eleonore von Aquitanien ist sie eine der interessantesten Frauen der Geschichte. Sie war die Urenkelin von Lorenzo de Medici, dem Prächtigen.

Katharina war Königin von Frankreich und Erzieherin von Maria Stuart von Schottland, deren Schweigermutter sie bis zum Tod ihres Sohnes Heinrich war. Die „nutzlos“ gewordene Maria, die ihre ganze Jugend am französischen Hof verbracht hatte, wurde nach Schottland zurückgeschickt, wo sie niemand kannte und niemand sie wollte. Dann mischte sich auch noch Elisabeth I. ein, die Maria später den Kopf abschlagen ließ, weil sie nicht aufhören wollte, katholisch zu beten. Ich nehme an, dass Maria Stuart auch in diesem Schloss war. Später machte Elisabeth, weil sie kinderlos und unverheiratet geblieben war, Maria’s Sohn Jakob I. 1603 König von England und Irland. Durch seine Geburt war er in Schottland Jakob VI. war 1567 König von Schottland. Er war in Stirling – auch ein besuchenswerter Ort – katholisch getauft und durfte nun als König katholisch beten.

Katharina von Medici war in der Zwischenzeit Regentin für ihre lebensuntüchtigen Söhne, was fast so gut ist, wie Königin zu sein. Dann verheiratete sie ihre Tochter Maria mit Heinrich IV. von Navarra, der nun König sein durfte. Dieser hatte später mit der Bartholomäusnacht zu tun. (siehe Heinrich Mann).

Gern nahmen die Schlossherren ein Grundstück mit Hanglage, wie dieses. Das Schloss von Blois ist eine Ansammlung von Palastanbauten und hat seinen eigenen Charme. Immerhin residierten hier zwei Könige. Sehr schön ist die Außenwendeltreppe im Schlosshof. Katharina von Medici reiste gerne und viel, weshalb man ihr immer wieder begegnet. Sie wurde übrigens 70 Jahre alt. Im ersten Stock befinden sich die ehemaligen Gemächer der französischen Königin. Katharina von Medici starb hier 1589.

Der Running-Gag dieser Reise ist das Karussell, das es wirklich in jeder Stadt irgendwo zu sehen gab. Meine Theorie ist, dass es vielleicht an den vielen Darstellungen von Reitern kommt. Sieh mal!

Das Schloss Cheverny ist ein bequemes Familien-Schloss. So kann man wohnen, wenn man viel Geld hat. Es diente dem Comiczeichner Hergé als Vorbild für Schloss Mühlenhof, den späteren Wohnsitz von Kapitän Haddock in den Geschichten von Tim und Struppi. In den Innenstädten sehe ich viele Buchläden, die sich auf japanische Mangas und Graphic Novels spezialisiert haben. Mit Mangas kann ich nicht viel anfangen, aber einige Graphic Novels sind sehr interessant, sowohl was das Design als auch den Inhalt betrifft. Man muss sie nur wie ein Storyboard für einen Film lesen, dann machen sie Spaß.

Es tut sich was in der Natur. Die Rapsblüte ist nicht ganz so schön wie bei uns im Norden zwischen Flensburg und Schleswig, aber auch schön.

(Dank an Monika, die darauf hinweist, dass es sich hier wohl um Senf handelt!)

Die Burgen liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Es gibt viele Radfahrer, die als Tagesprogramm eine Burg besuchen und abends in einem Hotel schick essen gehen. Ihr Gepäck erhalten sie dort von ihrem Reiseveranstalter.

Schloss Chambord ist das größte Schloss des Loiretales. Es liegt ca. 15 Kilometer östlich von Blois in einem ausgedehnten früheren Jagdgebiet. Ich bin 3 km durch den Wald gefahren, um zum Schloss zu gelangen. Es wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts unter König Franz I.als Prunk- und Jagdschloss bei Chambord errichtet und gilt als das prächtigste aller Loireschlösser.

Ich dachte, dass ich durch die Besichtigung der vorherigen Schlösser auf den Anblick dieses Schlosses vorbereitet war. Aber die schiere Größe und die vielen Schornsteine und Türmchen auf den Dächern haben mich umgehauen. Im Schlosshof stehend war ich einfach sprachlos. Der Grundriss des Schlosses ist sehr interessant. In den 8 runden Türmen befinden sich die verschiedenen Wohnungen der Bewohner. Es sind quasi 3-Zimmer-Wohnungen in der Größe meiner Wohnung. Hier haben die Bewohner gewohnt! Die Räume entlang der langen Korridore dienen als Unterkünfte und Büros für den Hofstaat. Im Mittelturm befinden sich auf jeder Etage große Säle für Empfänge und Veranstaltungen, wie sie das bei Königs so an den Wochenenden üblich ist.

Interessant ist auch die zentrale doppelläufige Wendeltreppe. Durch diese Konstruktion ist gewährleistet, dass die Aufsteigenden den Absteigenden nicht begegnen.

Die Staatsräume sind riesig und toll ausgestattet. Insgesamt gibt es 440 Räume, die im Winter beheizt werden müssen. Kein Wunder, dass ich in Frankreich nicht viel Wald gesehen habe. Nur 16 Kilometer entfernt steht heute das stillgelegte Kernkraftwerk Centrale Nucléaire de Saint-Laurent-Nouan, das Strom und Wärme lieferte, aber noch nicht rückgebaut und endgelagert ist. Ich bekomme Gänsehaut!!!

Das Internet funktioniert in der Unterkunft nicht, so dass ich diesen Bericht erst morgen einstellen kann. Trotzdem: Gute Nacht!

Verwandte Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben