22.09.2023 Versailles – Argenteuil – St-Denis – Straßburg

Der Himmel war schwarzviolett. Es regnete in Strömen. Heftige Windböen ließen den Regenschirm immer wieder flattern. Auf dem gepflasterten Vorplatz des Schlosses von Versailles flossen Bäche, die ich nicht überspringen konnte. Mit nassen Schuhen stehe ich in der sehr, sehr langen Schlange vor der Kasse. Dort erfuhr ich, dass ich erst gegen 14 Uhr, also in 5 Stunden, eingelassen würde. So! Nun war meine Lust, das Schloss zu besichtigen, durch den Regen verflogen.

Kurz entschlossen fuhr ich doch noch nach Argenteuil, wo ich die Basilika in Saint Denys besuchte. Kathedralen hatte ich jetzt genug gesehen. Möglicherweise hat Karl der Große eine Reliquie, die „Angenähte Heilige Tunika von Jesus“, zur Aufbewahrung nach Notre-Dame von Argenteuil gebracht.Alle 5 Jahre wird sie nun bis zu 200.000 Pilgern gezeigt. Sie gehen durch einen kleinen Gang im Altar unter der Reliquie hindurch, um den Segen zu empfangen. Immerhin ist dieses Gewand von der Gottesmutter selbst, eigenhändig gewebt worden. Es muss sich wohl um das Unterhemd handeln, denn der „Heilige Rock“ liegt ja in Trier.

Viel mehr interessierte mich der Ort, an dem sich eines der schönsten Liebesdramen der Weltgeschichte abspielte. Äbtissin des Klosters, zu dem die Basilika gehört, war um 1095 Helosia. Ihre Liebesbriefe an den Mönch Abaelard haben sie unsterblich gemacht. Dass Jean-Jacques Rousseau nach ihrer Geschichte 1761 einen lesenswerten Roman „Julie oder Die neue Heloise“ schrieb, hat sicher auch dazu beigetragen.

Gesegnet fuhr ich weiter zur Abteikirche von Saint-Denis, die ebenfalls den Rang einer Kathedrale hat. Nicht zu verwechseln mit Saint-Denys, von gerade eben!

Seit 564 diente sie den fränkischen Königen als Grablege. Vom Ende des 10. Jahrhunderts bis 1830 wurden fast alle französischen Könige und viele Königinnen dort beerdigt, insgesamt 42 Könige, 32 Königinnen, 63 Prinzen und Prinzessinnen. Im Zuge der Französischen Revolution kam es 1793–1794 zur Plünderung der Königsgräber. (Toll, was man bei Wikipedia alles findet!) Ich glaube, nirgendwo sonst findet man eine so große Anzahl von Grisants, die über einen so langen Zeitraum entstanden sind.

Ca. 450 km bin ich mit kurzen Unterbrechungen nach Straßburg gefahren. im Hotel verabredete ich mich spontan mit Juliette aus Long Beach zum kurzweiligen, aber langen Abendessen 🙂

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