03.02.2023 Planänderung: Hamburg > Wetzlar > Raunheim

Gestern Abend erhielt ich die Nachricht, dass meine Freunde in Stuttgart von Corona heimgesucht wurden. Ich wünsche ihnen auf diesem Wege baldige und vollständige Genesung. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Wir sehen uns auf meiner Rückreise aus Italien. Versprochen!

Das bedeutete für mich Planänderung, denn es heißt: „Verändere Deinen Weg, aber nicht das Ziel“.

Ich nutzte die Gelegenheit und fuhr gut 5 Stunden nach Wetzlar. Dort hat der Rechtsreferendar Goethe „Die Leiden des jungen Werther“ geschrieben und ist damit berühmt geworden. Auf der Website „Goethe erleben“ sind die Goethe-Museen der Stadt beschrieben, die besucht habe. Das kleine Zimmer von Lotte hinter der Tapetentür im Haus von Lotte hat mir gut gefallen. In dieses Zimmer verschwand sie, nachdem Werther sie zum ersten Mal geküsst hatte.

Dieser Link führt zu einer Zusammenfassung des Romans  „Die Leiden des jungen Werther“.

Die Ausstellung zeigt Werther-Ausgaben in vielen Sprachen. Herausragend ist eine Erstausgabe von 1774.

Am 16.06.1771 schreibt Werther:

Ich ging durch den Hof nach dem wohlgebauten Hause,
und da ich die vorliegenden Treppen hinaufgestiegen war und in die Tür trat, fiel mir das reizendste Schauspiel in die Augen, das ich je gesehen habe. in dem Vorsaale wimmelten sechs Kinder von
eilf zu zwei Jahren um ein Mädchen von schöner Gestalt, mittlerer Größe, die ein simples weißes Kleid, mit blaßroten Schleifen an Arm und Brust, anhatte. Sie hielt ein schwarzes Brot und schnitt ihren Kleinen rings herum jedem sein Stück nach Proportion ihres Alters und Appetits ab, gab’s jedem mit solcher Freundlichkeit, und jedes rief so ungekünstelt sein „danke!“, indem es mit den kleinen Händchen lange in die Höhe gereicht hatte, ehe es noch abgeschnitten war, und nun mit seinem Abendbrote vergnügt entweder wegsprang, oder nach seinem stillern Charakter gelassen

davonging nach dem Hoftore zu, um die Fremden und die Kutsche zu sehen, darin ihre Lotte wegfahren sollte.–„Ich bitte um Vergebung“, sagte sie, „daß ich Sie hereinbemühe und die Frauenzimmer warten lasse. Über dem Anziehen und allerlei Bestellungen fürs Haus in meiner Abwesenheit habe ich vergessen, meinen Kindern ihr Vesperbrot zu geben, und sie wollen von niemanden Brot geschnitten haben als von mir“.

Ich machte ihr ein unbedeutendes Kompliment, meine ganze Seele ruhte auf der Gestalt, dem Tone, dem Betragen, und ich hatte eben Zeit, mich von der Überraschung zu erholen, als sie in die Stube lief, ihre Handschuhe und den Fächer zu holen.

Ich nutzte die Gelegenheit und fuhr gut 5 Stunden nach Wetzlar. Dort hat der Rechtsreferendar Goethe „Die Leiden des jungen Werther“ geschrieben und ist damit berühmt geworden. Auf der Website „Goethe erleben“ sind die Goethe-Museen der Stadt beschrieben, die besucht habe. Das kleine Zimmer von Lotte hinter der Tapetentür im Haus von Lotte hat mir gut gefallen. In dieses Zimmer verschwand sie, nachdem Werther sie zum ersten Mal geküsst hatte.

In diesem Haus starb Carl Wilhelm Jerusalem am 30.10.1772. Er war die literarische Vorlage für den „Werther“.

Von Wetzlar ging es ca. 40 km lang über eine schöne Landstraße weiter zum Dom von Limburg an der Lahn, der früher auf dem Tauschendmarkschein abgebildet war. Ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie ich mir 1979 von meinem ersten Gehalt als Angestellter einen solchen Schein aushändigen ließ!

Rückseite des 1.000-DM-Scheins
Rückseite des 1.000-DM-Scheins

Im Limburger Dom entdeckte ich ein nicht oft dargestelltes Familienbild. Maria hält Jesus auf dem Arm. Außerdem sind Marias Eltern Anna und Joachim, also Oma und Opa von Jesus dargestellt.

Von Limburg bin ich eine knappe Stunde nach Raunheim gefahren. Ich freue mich, meine Verwandten in Raunheim wiederzusehen. Morgen, am Samstag, werde ich mir viel Zeit nehmen, um das Goethe-Haus in Frankfurt zu besuchen.

Es bietet sich an, am Sonntag über Mannheim nach Sessenheim, 40 km nördlich von Straßburg, zu fahren. Das ist der Schauplatz einer bezaubernden Liebesgeschichte, die in den Artikeln „Auflug nach Sesenheim“ und Goethe und Friederike – der selbstverliebte Dichter und das Landmädchen“ beschrieben wird. In der Literaturgeschichte sind sie unter dem Namen Goethes Sesenheimer Lieder bekannt.

Im ersten Gedicht der Sammlung Sesenheimer Lieder ist sich Goethe seiner Gefühle noch nicht sicher.

Ob ich dich liebe, weiß ich nicht.
Seh‘ ich nur einmal dein Gesicht,
Seh‘ dir ins Auge nur einmal,
Frei wird mein Herz von aller Qual.
Gott weiß, wie mir so wohl geschicht!
Ob ich dich liebe, weiß ich nicht.

In der letzten Strophe von Willkommen und Abschied klingt Goethe sehr verliebt:

Doch ach, schon mit der Morgensonne
Verengt der Abschied mir das Herz:
In deinen Küssen welche Wonne!
In deinem Auge welcher Schmerz!
Ich ging, du standst und sahst zur Erden
Und sahst mir nach mit nassem Blick:
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden!

Memento Mori

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