28.02.2023 Minori – Paestum – Sapri – Maratea – Trecchina – Cosenza – Nocera Terinese

Kurz nach sieben Uhr setzte ich mich ins Auto, um zu den Tempeln von Paestum zu fahren. Für die 60 km habe ich 1,5 Stunden gebraucht. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es hier im Sommer aussieht. Im Schnitt kann man nur 40 km/h fahren, ohne Kopf und Kragen zu riskieren. Die Straßen sind in einem unfassbar schlechtem Zustand. Die Zahl der Schlaglöcher ist buchstäblich unendlich. Mit äußerster Aufmerksamkeit auf den Verkehr und den Blick auf die Straße und in den Rückspiegel muss man versuchen, ihnen auszuweichen, um das Auto nicht zu zerlegen. Bei der langen Strecke, die noch vor mir liegt, könnte das zu einem Zeitproblem werden.

Die Landschaft, durch die ich gefahren bin, ist wunderschön und die Dörfer sind klein. Kurz nachdem man Paestum verlässt, steht plötzlich ein gut erhaltener Tempel am Straßenrand. Der Tempel liegt so nah an der Straße wie Stonehenge in England. Als ich in Paestum ankam, war der Himmel bewölkt und es fielen ein paar Regentropfen.

Ich stärkte mich mit einem Cappuccino und begann mit der Besichtigung des Parco Archeologico. Dank der gründlichen Vorbereitung zu Hause konnte ich mich freihändig im Gelände bewegen. Freihändig deshalb, weil ich meine Nase nicht mehr in den Reiseführer stecken musste 😉

Die drei Tempel und die anderen Runinen zeugen von einer Stadt, die vor 2.500 Jahren gebaut wurde. Die Ruinen des Neptun-Tempels vermitteln am besten den Eindruck, wie ein kompletter Tempel einmal ausgesehen hat.

Ich bin begeistert. So schön und großartig habe ich mir diese Tempel nicht vorgestellt. Ich war zweimal auf der Akropolis in Athen, dem Prototyp eines Tempels. Diese hier können sich damit messen. Nicht umsonst haben auch sie die Auszeichnung UNESCO Weltkulturerbe erhalten.

Von der dazugehörigen Stadt ist nicht viel mehr übrig als ein paar Reste der Fundamente der Häuser. Ich finde es erstaunlich, was die Archäologen daraus alles ableiten können.

An diesen Tempeln kann ich schon die verschiedenen Formen der Säulen erkennen, die die Griechen verwendet haben. Hier der Link zum Nachlesen.

Das kleine Museum zeigt sehr schöne Fresken. Berühmt ist ein großes fünfteiliges Fresko mit der zentralen Figur des Turmspringers.

Ist das die Darstellung des Symposium von Platon? Erzählt Sokrates den anderen von seiner Lehrerin Diotima in Sachen Eros? Oder ist das ein Gelage bei Zeus und der Mundschenk ist Ganymed, dem Goethe ein Gedicht gewidmet hat?

Ich wollte entlang der Küste weiter nach Süden fahren. Die Berge sind jetzt höher, aber nicht mehr so steil. Die Ortschaften haben etwas mehr Platz, sehen aber immer noch aus wie eine Stadt von M.C.Escher gezeichnet.

Weiter südlich gibt es bei Sapri und Villammare schöne Sandstrände und Hotels, die mir bei der Durchfahrt gefallen.

Die Straßen führen über Brücken, die schwindelerregende Höhen erreichen. Ich vermute, dass irgendwo ein Schild stand, dass die Weiterfahrt auf dieser Straße nicht möglich sei, weil bei Maratea ein Tunnel gebaut wird. Ich erfuhr es erst 20 km später, als ich vor der Straßensperre stand. 🙁

Der lange Umweg über Trecchina, mit einer sehr großen Jesus-Statue auf dem Hausberge, führt mich in den Apennin, der hier wohl bis zu 1.000 m hoch ist. 

Auf den höchsten Gipfeln liegt noch Schnee. An der Amalfi-Küste hat man es geschafft, möglichst viele Kurven auf der kürzesten Strecke unterzubringen.

Im Wettbewerb um die meisten Kurven auf der kürzesten Strecke liegt die Amalfiküste weit vorne. Die Schnellstraße mit ihren Schlaglöchern, die ich jetzt fahre, schwingt sich dagegen in weiten Bögen und über hohe Brücken durch die Landschaft. Es ist schon sehr ärgerlich, dass selbst die Straßen, für die man Maut zahlen muss, in einem so schlechten Zustand sind.

Durch den Umweg hatte ich die Gelegenheit, die Kathedrale Santa Maria Assunta der Hauptstadt Kalabriens, Cosenza und das Castello Svevo zu besichtigen. In der Kathedrale sind Staufer-Könige bestattet worden. Das von den Normannen erbaute Castello wird heute für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Die Glaskonstruktion über der ehemaligen Basilika finde ich sehr gelungen

Über die App hatte ich ein Hotel an der Küste in Nocera Terinese gebucht. In der Buchungsbestätigung stand nur ein Straßenname – ohne Hausnummer! Die Straße war lang und im Dunkeln konnte ich das Hotel nicht finden. Die Dame an der Rezeption, die ich anrief, sprach kein Englisch. Ich hatte so viel verstanden, dass in einer Stunde jemand kommt, der Englisch spricht. Ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen und war müde von der anstrengenden Fahrt. Und jetzt das  :-(

Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dass Aufregung nichts bringt und dass solche Momente oft der Anfang einer Geschichte sind, die man noch viele Jahre später gerne erzählt. Man muss also aufpassen und sich die Details merken.

Auf der Suche nach dem Hotel fuhr ich die lange Straße wieder zurück. Am Straßenrad sah ich Maria, die Rezeptionistin, die vor dem Hotel auf mich wartete.

molto cordiale

Ds Restaurant hat zu dieser Jahreszeit nicht geöffnet. Dennoch kochte sie mir Spaghetti mit Tomatensoße, die sehr lecker waren. Als krönenden Abschluss servierte sie mir einen großen Salat.

Damit war meine Welt wieder in Ordnung  🙂

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