23.07.2023 Kopenhagen – Thorvaldsen Museum

Heute ist ein perfekter Museumstag. Es nieselt ununterbrochen, also sind wir im Museum genau richtig. Zum Glück gibt es in Kopenhagen viele Museen. Aber eines interessiert mich, seit ich vor zwei Jahren zum ersten Mal davon gelesen habe: das Bertel Thorvaldsen Museum.

Bertel Thorvaldsen (1770-1844) war einer der bedeutendsten Bildhauer Europas. Unter den Künstlern um 1800 war er derjenige, der Johann Joachim Winckelmanns Ideen von der Wiedergeburt der Antike in der zeitgenössischen Kunst am deutlichsten Gestalt verliehen hat. Die Ästhetik Winkelmanns wurde für viele Künstler zum Vorbild. Während seines 40-jährigen Aufenthaltes in Rom schuf er zahlreiche Antikenzeichnungen, die zu den schönsten und interessantesten Beispielen seiner Zeichenkunst zählen und für sein plastisches Werk von grundlegender Bedeutung wurden.

Nach seinem Tod vermachte er sein künstlerisches Werk dem dänischen Staat mit der Auflage, ein Museum zu errichten. Das Museum ist im Stil einer pompejanischen Villa erbaut und selbst ein Kunstwerk. Die Decken sind mit herrlichen Fresken geschmückt, die Böden der einzelnen Ausstellungsräume sind individuell gestaltet.Das Museum lädt zu einem virtuellen Rundgang ein. Es liegt in der Natur der Sache, dass man eine Skulptur von allen Seiten betrachten kann, ja muss.

Das Museum lädt zu einem virtuellen Rundgang.ein. Es liegt in der Natur der Sache, dass man eine Skulptur von allen Seiten betrachten kann, ja muss. Das kann die 360-Grad-Ansicht nicht leisten, aber ich finde, sie kommt dem Erlebnis schon sehr nahe. Mit dem Cursor kann man „seinen Blick“ innerhalb der 360 Grad Ansicht frei bewegen. Die Entfernung zum Objekt kann mit dem kleinen Rädchen an der Maus verändert werden. Viel Spaß!

Interessant sind auch die Erklärungen zu einzelnen Kunstwerken, die der Audioguide bereit hält.

Thorvaldsen schuf auch zahlreiche Halbreliefs. Diese beiden, „Der Morgen“ und „Der Abend“, sind meiner Meinung nach die beiden schönsten.

So viel Kunst hat bei uns den Appetit geweckt. In der Nähe des Museums fanden wir ein Restaurant, in dem wir Smørrebrød aßen.

In dem Museum-Ticket für das Thorvaldsen Museum war der Eintritt für zwei weitere Museen enthalten.

Eine ehemalige Kirche beherbergt heute die Nikolaj Kunsthal. Die drei Ausstellungen, die wir dort sahen, waren sehr modern – und für mich unzugänglich. Ohne Erklärungen zu den Werken oder den Ideen, die der Künstler hatte, finde ich oft keinen Zugang zu den ausgestellten Werken.

Das Københavns Museum fanden wir sehr interessant. Es vermittelt die Geschichte der Stadt. Die Ausstellung widmet sich besonders der Stadtentwicklung. In einer Sonderausstellung konnten wir die schönen Arbeiten des Plakat-Designers Ib Antoni ansehen.

Und es nieselt noch immer!

Ein Plakat erinnerte mich an den wunderbaren Pianisten Victor Borge. Als etablierter Künstler unterhielt er sein Publikum gerne mit Slapstick. Hier ein schönes Beispiel!

Zum Schluss noch etwas zu Goethe:

https://arkivet.thorvaldsensmuseum.dk/people/goethe-johann-wolfgang-von. Übersetzung:

Johann Wolfgang von Goethe wurde schon früh auf den dänischen Bildhauer Thorvaldsen aufmerksam, zumindest durch August Wilhelm Schlegels Brief über die Kunst in Rom vom Sommer 1805.

Thorvaldsen kannte Goethe zu dieser Zeit sicherlich aus seinem gesellschaftlichen Umfeld. In Rom war er in aller Munde und prägte das Verständnis der Stadt mit. Das zeigt zum Beispiel ein Eintrag in Thorvaldsens Stammbaum vom 30. Januar 1801, in dem der schwedische Dichter J.J.Ekman zitiert aus den Römischen Elegien: „Eine Welt bist du zwar, o Rom, doch ohne die Freundschaft wäre die Welt nicht die Welt, wäre denn Rom auch nicht Rom“. In Thorvaldsens Stammbaum hat ein anderer (nicht identifizierter) Bekannter auch Goethes epigrammatisches Gedicht Keins von allen eingeschrieben.

Das Interesse ging aber auch in die andere Richtung: Goethe interessierte sich offenbar für Thorvaldsens Werke, denn er wollte einen Umrissstich davon bekommen, vgl. den Brief von Christian Daniel Rauch an Thorvaldsen vom 16. April 1810.

Als Goethe am 28. August 1819 70 Jahre alt wurde, wurde er in Frankfurt mit einer Feier geehrt, obwohl er nicht anwesend war. Dort stellte der umtriebige Kunstsammler und Architekturhistoriker Sulpiz Boisserée die Idee vor, Goethe ein Denkmal in Form eines kleinen tempelartigen Gebäudes auf einer Anhöhe in der Nähe von Frankfurt zu setzen, das mit einer kolossalen Goethe-Büste von Johann Heinrich von Dannecker ausgestattet werden sollte, und Thorvaldsen, der bei der Feier anwesend war, wurde gebeten, einige Reliefs beizusteuern, darunter eines von Goethes Hermann und Dorothea. Dieses Projekt wurde jedoch nicht realisiert.

Später wurde Thorvaldsen gebeten, ein Goethe-Denkmal zu schaffen, für das er mehrere Entwürfe anfertigte, darunter A139 und A140, auf denen Goethe in einem Klismos-Stuhl sitzt und aufrecht steht, in beiden Fällen mit einem Buch in der Hand. Er arbeitete auch an einer Lebensmaske, L651. Aber auch dieses Projekt wurde nicht verwirklicht. Thorvaldsen hatte angeblich alles für die Aufgabe in Rom vorbereitet, aber sein Aufenthalt in Dänemark ab 1838 zog sich in die Länge, und die Goethe-Kommission verlor die Geduld. Der Auftrag wurde an Thorvaldsens Schüler Ludwig von Schwanthaler vergeben.

1831 modellierte Thorvaldsen auch ein Porträtmedaillon für den Grabstein von Goethes Sohn, August von Goethe, A632.

Als Dichter, Philosoph und Wissenschaftler war Goethe eine der bedeutendsten literarischen und intellektuellen Persönlichkeiten seiner Zeit, und viele Personen in Thorvaldsens unmittelbarem Bekanntenkreis waren eng mit ihm verbunden, darunter der deutsche Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy, die deutschen Maler Louise Seidler und Moritz Oppenheim, die polnische Pianistin Maria Szymanowska, die deutsche Schauspielerin Franziska Caspers und der deutsche Kunstsammler Sulpiz Boisserée. Eine weitere Verbindung zu Goethe besteht über den Diplomaten und Kunstsammler August Kestner, mit dem Thorvaldsen die archäologische Vereinigung Instituto di Corrispondenza Archeologica gründete. Kestners Mutter war Charlotte Buff, in die sich Goethe als junger Mann Hals über Kopf verliebte; aus ihrer unerfüllten Beziehung heraus schrieb er Die Leiden des jungen Werther.

 

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