04.09.2023 Dieppe – Etretat – Le Havre – Honfleur – Trouville – Deauville

 

Die Fahrt entlang der Küste nach Le Havre führt durch eine hügelige Landschaft, begleitet von der Musik Erik Saties. Leider verstehe ich (noch) nicht genug von Geologie, um zu verstehen, was diese Landschaft geformt hat. Kreidefelsen entstehen aus Meeressedimenten, aber in so großen Wellen? Da die Straßen gut ausgebaut sind und wenig Verkehr herrscht, macht es Spaß, bei 29 Grad und offenen Fenstern durch eine Landschaft zu fahren, die wie ein gepflegter Garten aussieht.

Als ich im Februar und März durch Italien gefahren bin, waren die Felder auch leer, aber sie waren für die Aussaat vorbereitet. Jetzt sehen viele Felder wieder so aus, aber jetzt, weil sie sich von der Ernte erholen.

Les Plages Etretat ist ein touristischer Anziehungspunkt mit allem, was dazu gehört. Die Parkplätze sind voll, auch mit den Bussen, die die Kreuzfahrer hierher gebracht haben. Auf beiden Seiten der Bucht kann man die Steilküste erklimmen. So gerne ich auch am Meer wandern würde, bei 29 Grad tue ich mir das nicht an. Bei einem doppelten Espresso genieße ich die herrliche Aussicht, die Monet so oft gemalt hat. Er liebte es, seine Motive je nach Tageszeit farblich zu variieren.

Nach einer halben Stunde komme ich in Le Havre an. 1944 haben die Alliierten die Stadt in Schutt und Asche gebombt. Unter der Leitung des Architekten Auguste Perret wurde sie nach seinen Plänen, u.a. von Le Corbusier, wieder aufgebaut. Es entstand eine elegante Plattenbausiedlung. Immerhin so elegant und praktisch, dass sie von der UNESCO als Beispiel für gelungenen Nachkriegsstädtebau ausgezeichnet wurde.

Le Havre hat etwas von Barcelona. Auch hier gibt es einen großen Yachthafen, eine lange Strandpromenade und einen riesigen Sandstrand, an dem eine Straßenbahnlinie hält. – Aber sie haben keine Alster! 😉

Es bleibt noch zu erwähnen, dass Claude Monet hier in Le Havre geboren wurde. Ein anderer Held meiner Jugend, Jean Paul Satre, schrieb hier 1938 „Der Ekel“. Ein Buch, das ich vor Begeisterung zweimal lesen musste. Dieses Buch gehört neben Hesse’s „Siddharta“ und „Das Glasperlenspiel“ und Goethes „Faust“ zu den Büchern, die einen großen Einfluss auf mein Denken hatten.

108 m hoch ist der Kirchturm von St. Joseph. 1957 wurde auch diese Kirche von Auguste Perret erbaut. Von außen wirkt der Turm sehr wehrhaft, was vielleicht auch an der Geschichte seines Vorgängers liegt.

Das Innere der Kirche überrascht durch seine monumentale Schlichtheit und Stille. In der Stille rezitierte ich einige medizinische Buddhamantras für H.

Nach kurzer Fahrt konnte ich mein Auto in der Marina von Honfleur parken. Honfleur liegt an der Mündung der Seine und am Meer. Viele Impressionisten verbrachten hier ihre Sommer. Heute sind es Touristen und Kreuzfahrer. Der Ort hat 6.700 Einwohner und wird täglich für 2 Stunden von mindestens 20 Bussen à 50 Sitzplätzen = 1.000 Kreuzfahrern gleichzeitig heimgesucht. Wie ein Tsunami wälzen sie sich durch die hübschen engen Gassen und fallen über die Restaurants her.

Im Geburtshaus von Erik Satie war ich ganz allein, in herrlich kühlen Räumen gab es eine unterhaltsame Multimediashow zu sehen und vor allem zu hören. Ich hatte mich schon den ganzen Tag im Auto musikalisch auf den Besuch eingestimmt. Interessant war der Film über die Ballette, zu denen er die Musik komponiert hatte. Zum Beispiel „Parade“ und „Parade2“ . Ein weißer automatischer Flügel spielte für mich ganz allein die 2.Gymnopedies in einem völlig weißen Raum. Ach, das war so schön!

Um das Casino von Deauville herum, findet gerade das Festival du Cinema American statt. Trouville und Deauville gehen fast ineinander über und sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Beides sind sehr vornehme Badeorte mit einem 300 m breiten Strand. Der arme Vater muss den Buggy zum Strand schleppen. Ich nehme lieber etwas Kaltes zu trinken.

In der Nähe des Casinos von Deauville hatte Coco Chanel 1915 neben Paris und Biarritz einen kleinen Modesalon, in dem sie rund 300 Mitarbeiterinnen beschäftigte. 1940 schloss sie ihr Geschäft, alle Mitarbeiterinnen verloren ihre Arbeit. Nicht aber Coco Chanel, denn sie wurde Agentin des Dritten Reiches!

Ganz anders Catherine Dior, die Schwester des Modeschöpfers Christian Dior. Sie war 34 Jahre jünger als Chanel, aber sie entschied sich, in die Résistance einzutreten und verbrachte dafür mehr als ein Jahr in deutschen Konzentrationslagern. Über beide Frauen gibt es sehr lesenswerte, spannende Biografien.

1996 trug ich bei passender Gelegenheit auch mal ein „kleines Schwarzes“! Ich erinnere mich noch sehr gut an meine schmerzenden Füße in den Pumps. OMG – was war das für eine Party!

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