06.03.2023 Marsala – Selinunte – Castelvetrano – Mazara Del Vallo – Marsala

Die historischen Städte sind pauschal gesagt, alle zauberhaft. Das kann man leider nicht von den modernen Stadträndern sagen. Sie sind menschenleer und sehr trist.

Zwischen Marsala und Selinunte gibt es viele Weinfelder und auch einige Olivenhaine. Die Berge, die mich sonst begleiten, sind weit zurückgetreten und nicht mehr zu sehen. Nach einer Stunde Fahrt erreiche ich den leeren Parkplatz des Parcours Archeologico di Selinunte.

Die 2.500 Jahre alten Tempelanlagen liegen direkt am Meer. Die Lage erinnert mich an einen Maya-Tempel in Tulum, Mexiko, den ich vor vielen Jahren einmal besucht habe. Allerdings ist der Tempel dort nur halb so alt. Auf dem Spaziergang von der Akropolis zu den Wohngebieten beschäftigt mich der Gedanke, was von mir bleiben wird.

Es bleibt nur das, was ich gemeinsam mit anderen in die Welt gesetzt habe: 10.10.1981 Bonner Hofgarten, die Gründung des Magnus Hirschfeld Zentrums, die Gründung von Big Spender e.V., die Gründung des Hospizes Hamburg Leuchtfeuer, die Organisation der Gay Games IV in New York und die Besuche des Dalai Lama in Hamburg. Im Talmud heißt es: Wer ein Leben rettet, rettet eine ganze Welt. Ich habe in Rio viermal Menschen vor dem Ertrinken gerettet.

Und auch diese Dinge und die Erinnerungen der Beteiligten an diese Ereignisse werden vergehen.  Dann wird „meine Welt“ schweigen, genauso wie die Tempel von Selinunte schweigen.

Und das Meer rauscht einfach weiter, wie seit Anbeginn der Zeit.

Am versandeten Hafen beginnen heute Ausgrabungen der Ruhr-Universität Bochum. Man will dort ein Lagerhaus freilegen. Diese Art der Verwendung meiner Steuergelder durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefällt mir sehr gut.

Goethe notierte am 22. April 1787 nur, dass er Castelvetrano verlassen hat. Viel mehr ist vielleicht auch nicht zu sagen über die Ort. Auch weil ich das Museum in Castelvetrano unter der im Reiseführer angegebenen Adresse nicht finden konnte. Um die Mittagszeit fallen diese italienischen Kleinstädte in ein Koma, niemand ist auf der Straße, den man fragen könnte. Sämtliche Rollläden oder Fensterläden sind geschlossen, vielleicht um Energiekosten zu sparen. Man geht durch eine Geisterstadt. Das war insofern ärgerlich, als ich 1,5 Stunden in einem Restaurant auf die Öffnung um 15 Uhr gewartet habe. Die Wartezeit habe ich mit einem Orangen-Fenchel-Oliven-Salat und einem Spinat-Gorgonzola-Risotto überbrückt.

In Mazara Del Vallo erwartet mich „Der tanzende Satyr„. Das Museum ist schnell gefunden. In einer ehemaligen Kapelle ist der Satyr ausgestellt, zusammen mit einigen Funden, die Archäologen ebenfalls aus dem Meer geborgen haben. 

Das Wiederauftauchen des Satyrs ist eine spannende Geschichte. Vor etwas mehr als 20 Jahren wurde die Bronzeskulptur mit einem Schleppnetz zufällig aus dem Meer gefischt. Man kann sich die schwungvolle Bewegung vorstellen, in der der Satyr dargestellt ist, auch wenn sein Körper nicht vollständig erhalten ist.

Die Altstadt von Marsala ist wunderschön. Das mit dem Marsalawein verdiente Geld wurde gut in prächtigen Häusern angelegt.

Es regnet heftig. Deshalb gehe ich auf dem kürzesten Weg in meine Unterkunft.

Verwandte Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben