Was macht man, wenn man am Morgen feststellt, dass es regnet und der Himmel aschgrau ist? Genau! Ich mach es wie meine Freundin aus Kindertagen und singe: „Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune, ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt“.
So sieht die Welt ohne und mit Poesie aus!
Zum Frühstück gab es wieder viele Kuchen und Cappuccino. Ich lese noch einmal die Geschichte Pompejis aus der Spiegel-Serie Geschichte (sehr empfehlenswert). Es ist ein beglückendes Gefühl, wenn sich das Gesehene mit dem Gelesenen zu einem Gesamtbild zusammenfügt.
Goethe war nicht hier, denn er segelte am 29.03.1787 von Neapel nach Palermo. Trotz seiner Angst vor Piraten wagte er die fünftägige Seereise, auf der er ziemlich seekrank wurde und sich nur von Weißbrot und Rotweit ernährte, um sich abzulenken, arbeitete er am zweiten Akt seines Tasso. Sein Reisegefährte auf der Sizilienfahrt, Christoph Heinrich Kniep, informierte ihn über die Fortschritte im Sturm. Kniep war Landschaftsmaler und sollte Goethes Malunterricht fortsetzen, aber auch alles Schöne für ihn malerisch festhalten. Fotoapparate oder fotografierende Handys gab es ja noch nicht.
In den wenigen Momenten, in denen Goethe an Deck war, beobachtete er amüsiert Wasserschildkröten und Delphine. Am 02.04.1787 erreichten sie Palermo. Mal sehen, wann ich dort ankomme.
Gegen Mittag ließ der Regen nach und ich beschloss, in das nur 23 km entfernte Salerno zu fahren. Einen kleinen Stopp legte ich im hübschen Maiori ein.
Der Verkehr war wie gestern gering, aber man musste bei jeder Linkskurve aufpassen, da der Gegenverkehr gerne die Kurve schnitt. Wenn einem ein Linienbus entgegenkommt, ist es ratsam, die Außenspiegel einzuklappen.
Ich kann mir bei bestem Willen nicht vorstellen, dass es Spaß macht, hier mit einem Geländewagen oder einem Wohnmobil zu fahren.
Salerno ist eine große Stadt mit einem richtigen Hafen mit Containerverkehr. Das bedeutet, dass auf den Straßen und den vielen Brücken, die sich spektakulär über der Stadt erhaben, viele Lastwagen fahren.
Die Kathedrale von Salerno ist wegen ihrer besonders schönen Krypta sehenswert. In ihr ruhen der Apostel Matthäus oder Teile von ihm, die als Reliquien verehrt werden.
Die Kathedrale liegt zentral in der Altstadt, die ich ausgesprochen schön fand. Leider regnete es wieder in Strömen, so dass ich meinen Spaziergang kurz hielt.
Ich kann es selbst kaum glauben, dass ich in Italien Appetit auf indisches Essen bekomme und in einem kleinen indischen Restaurant sitze. Aber ich habe tatsächlich drei Tage hintereinander Gnocchi mit Tomatensauce gegessen. Der Teig ist immer derselbe, nur die Form ändert sich und damit auch der Name. Enttäuscht muss ich feststellen, dass es auch in den besseren Restaurants keine Gemüsegerichte gibt. Auberginen oder Zucchini vom Grill sind dann schon das beste Angebot. Das alte Konzept von „mediteraner Diät“ ist offensichtlich verworfen worden! Schade!
Die Tatsache, dass diese kleinen Meisterwerke aus Zucker und Schokolade 6 Euro das Stück kosten und meine Hose bald nicht mehr passen könnte, lässt mich eine gewisse Zurückhaltung üben. Ich könnte mir natürlich eine Jogginghose kaufen und mich damit dem aktuellen modischen Erscheinungsbild der italienischen Männer anpassen. Der typische, schicke Pappagallo-Stil ist nämlich tot!
Karl Lagefeld sagte: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“. Deshalb gibt es täglich nur ein Törtchen und keine Jogginghose für mich.
Abends sitze ich zwei Stunden am Tablet und schreibe den Tagesbericht und lade ein paar Fotos hoch. Leider dauert das alles viel länger als gedacht. Nächstes Mal nehme ich meinen Laptop mit. Damit kann ich bequemer arbeiten. Vor allem ist der Bildschirm größer, was meinen müden Augen entgegenkommt. Zum Zeichnen auf dem Tablet bleibt mir leider viel zu wenig Zeit.