09.09.2023 Kerveur – Brest – Quimper – Pont-Aven

Am frühen Morgen liegt eine Art Nebel über Land und Meer. Ein Horizont ist nicht zu erkennen. Da es auch keine Wellen gibt, könnte man meinen, auch die Zeit sei stehen geblieben. Ich genieße diese Stimmung noch eine Weile, bevor ich mich auf den Weg ins Dorf mache.

Vor dem Lokal, in dem es gestern „etwas“ Internet gab, bekomme ich heute Morgen eine schnellere Verbindung, so dass ich die Fotos in den geschriebenen Text einfügen kann. Dazu serviert mir die Wirtin einen Crêpe mit Käse und einen doppelten Espresso.

Die uralte Festung, eigentlich Chateau von Brest ist wahrscheinlich das einzige, was von der Stadt nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg übrig geblieben ist. Sie wurde von den Engländern und Amerikanern zu 87% zerstört, weil die Nazis den Marinehafen intensiv nutzten. Die Stadt wurde nach dem Krieg schnell, aber nicht schön wieder aufgebaut. Die Lage der Stadt in einer natürlichen Bucht mit schönen Stränden ist toll.

Ich hoffte vergeblich, dass es in den dicken Mauern kühl sein würde, denn die brütende Mittagshitze war unerträglich.

Von den dem Brest, dass Jean Genet beschrieb, ist nichts mehr übrig!

Jean Genet schrieb den Roman „Querelle de Brest“, der von Rainer Maria Fassbinder verfilmt wurde. Als dieser Film 1982 in die Kinos kam, wurde ich zum Cineasten. Seine Art, Filme zu machen, hat mich total fasziniert. Ich liebte Filme wie „Saturday Night Fever“ (1977) oder „Grease“ (1978), weil sie der Beginn meiner Disco-Karriere waren ;-).

Aber Fassbinders Filme behandelten ganz andere wichtige Themen. Sie waren Teil meiner filmischen Sozialisation. Schade, dass man diese Filme nicht mehr im Fernsehen sehen kann. Zum Beispiel: „Wildwechsel“, „Angst essen Seele auf“, „Die Ehe der Maria Braun“ und viele mehr.

Eine Ausstellung mit Werken von Henri de Toulouse Lautrec und seinen Zeitgenossen, wie Jules Cheret, Eugene Grasset, Theophile Alexandre Steinlen, Alphonse Mucha, Henri Gabriel Ibels fand im Museum der schönen Küste statt. Die ausgestellten Plakate sind auch nach über 100 Jahren noch „modern“, viele davon sind Ikonen, die in unseren Wohnungen hängen.

Ich habe mich sehr gefreut, in der relativ kleinen Sammlung des Museums eine Arbeit von Angelika Kauffmann zu finden. Goethe hat sie in Rom kennen gelernt und war mit ihr befreundet. Sie ist eine der wenigen freischaffenden Künstlerinnen dieser Zeit.

Diese Gemälde von Charles Cottet ist wohl in jedem Reiseführer über die Bretagne zu sehen. Das Original hängt es im Museum.

Quimper ist eine sehr schöne kleine Stadt mit uralten Häusern. Neben der obligatorischen Kathedrale gibt es ein obligatorisches Karussell. Weil die Altstadt so schön ist, gibt es auch viele Touristen. Im August sind die Straßen bestimmt sehr voll.

Dass beim Kirchenbau auch mal etwas schief gehen kann, beweisen diese beiden Kirchen. Bei der einen hat der Turm einen Knick, bei der Kathedrale weicht der Chor von der geraden Linie ab.

Aber wie sagt man in Hamburg? Ein Beeten scheef, het Got leev!

Den Tag beschließe ich in Pont-Aven mit einem kühlen Bier.

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