16.03.2023 Taormina

Was für ein herrlicher Sonnenaufgang!

Goethe notiert am Dienstag, den 1. Mai 1787

„Durch ein so ungleich angebautes, obwohl von der Natur zu durchgängiger Fruchtbarkeit bestimmtes Tal ritten wir einigermaßen verdrießlich herunter, weil nach so viel ausgestandenen Unbilden unsern malerischen Zwecken gar nichts entgegenkam.

Kniep hatte eine recht bedeutende Ferne umrissen, weil aber der Mittel- und Vordergrund gar zu abscheulich war, setzte er, geschmackvoll scherzend, ein Poussinsches Vorderteil daran, welches ihm nichts kostete und das Blatt zu einem ganz hübschen Bildchen machte.

Wieviel malerische Reisen mögen dergleichen Halbwahrheiten enthalten.“

Beim Frühstück auf der Terrasse lese ich in Goethes Reisetagebuch.

Goethe notiert in Taormina am Montag, den 7. Mai 1787

„Gott sei Dank, daß alles, was wir heute gesehen, schon genugsam beschrieben ist, mehr aber noch, daß Kniep sich vorgenommen hat, morgen den ganzen Tag oben zu zeichnen. Wenn man die Höhe der Felsenwände erstiegen hat, welche unfern des Meeresstrandes in die Höhe steilen, findet man zwei Gipfel durch ein Halbrund verbunden.

Was dies auch von Natur für eine Gestalt gehabt haben mag, die Kunst hat nachgeholfen und daraus den amphitheatralischen Halbzirkel für Zuschauer gebildet; Mauern und andere Angebäude von Ziegelsteinen, sich anschließend, supplierten die nötigen Gänge und Hallen. Am Fuße des stufenartigen Halbzirkels erbaute man die Szene quer vor, verband dadurch die beiden Felsen und vollendete das ungeheuerste Natur- und Kunstwerk.

Setzt man sich nun dahin, wo ehmals die obersten Zuschauer saßen, so muß man gestehen, daß wohl nie ein Publikum im Theater solche Gegenstände vor sich gehabt. Rechts zur Seite auf höheren Felsen erheben sich Kastelle, weiter unten liegt die Stadt, und obschon diese Baulichkeiten aus neueren Zeiten sind, so standen doch vor alters wohl eben dergleichen auf derselben Stelle. Nun sieht man an dem ganzen langen Gebirgsrücken des Ätna hin, links das Meerufer bis nach Catania, ja Syrakus; dann schließt der ungeheure, dampfende Feuerberg das weite, breite Bild, aber nicht schrecklich, denn die mildernde Atmosphäre zeigt ihn entfernter und sanfter, als er ist.

Wendet man sich von diesem Anblick in die an der Rückseite der Zuschauer angebrachten Gänge, so hat man die sämtlichen Felswände links, zwischen denen und dem Meere sich der Weg nach Messina hinschlingt. Felsgruppen und Felsrücken im Meere selbst, die Küste von Kalabrien in der weitesten Ferne, nur mit Aufmerksamkeit von gelind sich erhebenden Wolken zu unterscheiden.“

Wendet man sich von diesem Anblick in die an der Rückseite der Zuschauer angebrachten Gänge, so hat man die sämtlichen Felswände links, zwischen denen und dem Meere sich der Weg nach Messina hinschlingt. Felsgruppen und Felsrücken im Meere selbst, die Küste von Kalabrien in der weitesten Ferne, nur mit Aufmerksamkeit von gelind sich erhebenden Wolken zu unterscheiden.“

Das Auto habe ich im 7. Stock des Porta Cantania Parking geparkt. Man zahlt 2 Euro für den ganzen Tag – bis zum 31.03.2023. Danach wird es deutlich teurer und man zahlt stündlich.

Die Schrammen in der Auffahrt zeigen, dass sie vor der Erfindung der SUVs gebaut wurde. Mein Kleinwagen nimmt die engen Kurven sportlich.

Zwischen den Stadttoren Porta Messina und Porta Catania verläuft der Corso Umberto in Taormina auf Sizilien. Die Fußgängerzone im historischen Zentrum der Stadt wird von zahlreichen Monumenten aus der Antike gesäumt.

Heute ist die Flaniermeile das historische Zentrum Taorminas. Am Corso Umberto befinden sich elegante Boutiquen, zahlreiche Cafés und Restaurants sowie Souvenirläden.

Sehr viele Händchenhaltende flanieren durch die Strassen und kaufen touristischen Schnickschnack!

Ich habe den Eindruck, dass Italien bzw. die Italiener auf den Hund gekommen sind. Oder ist mir früher nur nicht aufgefallen?

Auf halber Strecke zwischen den beiden Stadttoren verbreitert sich der Corso Umberto zur Piazza IX. Von der etwa 210 m über dem Meer gelegenen Terrasse eröffnet sich ein fantastischer Blick auf die Ostküste Siziliens mit dem rauchenden Ätna im Hintergrund.

Klaviermusik aus den Lokalen und der Sternenhimmel über der Piazza schaffen eine romantische Atmosphäre. Eines der ältesten Cafés von Taormina, das Caffè Wunderbar, bietet einen Blick auf das Meer. In solchen Momenten ist es doof, allein zu reisen, denn küssen kann man nicht allein!

Die Sonne steht wunderbar, die Wolken über dem Ätna lösen sich langsam auf und das wunderschöne Postkartenmotiv präsentiert sich in seiner schönsten Form. Immer wieder zücke ich mein Handy, um noch ein Foto aus einem anderen Blickwinkel zu machen. (links ein Bild von einer Rekonstruktion des Theaters).

Die Zeit im Teatro verbringe ich mit Katrin in angenehmer Unterhaltung. Nach einer Stärkung in der Cafeteria trennen sich unsere Wege. Wie Katrins Reise weitergeht, erfahre ich über ihren Blog.

Mir ist heute Morgen aufgefallen, dass das Teatro am höchsten Punkt der Stadt steht. So nah wie möglich unter dem Himmel, wo die meisten Götter der Griechen wohnten. In der Vorstellung der Griechen wohnten manche Götter auch in Wäldern, Flüssen, Seen oder im Meer. Das Theater hatte offensichtlich einen hohen Stellenwert. Mit dem Spiel wollte man die Götter erfreuen und die Menschen unterhalten, aber auch „erziehen“. Oft wurden Situationen und Lösungen dramatisiert, die wir auch heute noch kennen. Es ist eine Herausforderung, die antiken Theaterstücke zu lesen. Aber die Mühe lohnt sich. Nicht umsonst sind uns diese Texte von Generation zu Generation überliefert worden.

Auch wenn ich kein Vulkanologe bin, erkenne ich deutlich die anderen, alte Krater und uralte Lavaströme. Sie sind längst bewaldet oder werden landwirtschaftlich genutzt. Die Strände von Naxos, die ich mir morgen genauer ansehen werde, glänzen golden in der Sonne. Das Meer und der Himmel zeigen ihr schönstes Blau.

Bevor ich ins Auto steige, sitze ich auf der Terrasse einer Pizzeria mit Blick auf den schneebedeckten Ätna.

Ich esse Pizza und einen Salat mit Lachs und Burrata. Noch nie habe ich Burrata so frisch und in dieser einzigartigen Qualität gegessen wie hier auf Sizilien. Was für ein Genuss!

Heute Abend habe ich meinen Schreibtisch im Speisesaal des Hotels. Von hier aus habe ich einen Blick auf das Meer. Sobald die Sonne untergegangen ist, weht der Wind 12 Grad kalte Luft an Land.

Ich war gerade mit dem Schreiben fertig, als sich ein Mann zum Abendessen an den Nachbartisch setzte. Kurz darauf saßen wir an meinem Tisch und unterhielten uns angeregt über das Reisen in Italien. Er war mit dem Motorrad von Regensburg hergekommen.

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