verliebte Jungs

Zeus entführt Ganymed

„Somewhere over the Rainbow“ ist eine der großen Hymnen der Schwulen und hat den Regenbogen zum Symbol für Freiheit und Vielfalt gemacht. Judy Garland sang dieses Lied im WIzard of Oz. Am 27.06.1969, es war am Abend ihres Begräbnisses, kam es zu Protesten von Dragqueens und schwulen Männern vor der Stonewall Bar in der Christofer Street, New York. Das war der erste CSD. Mit ihm begann die nächste große Welle der Gleichstellung.

 

Ich denke, dass sich Goethe darüber gefreut hätte. Goethe und seine Zeitgenossen lebten nicht unter einem Regenbogen. Wie ich an anderer Stelle berichtet habe, musste Friedrich der Große zusehen, als sein homosexueller Liebhaber auf Geheiß seines Vaters hingerichtet worden ist.

 

Einigen jüngeren Frauen macht er lange den Hof. Wenn es ernst wird, nimmt er reiss aus. Heute nennt man so ein Verhalten Ghoosting. Zu anderen Zeiten verliebt er sich in unerreichbare Frauen, die eine höhere gesellschaftliche Stellung haben als er.

 

Christiane, die er erst nach 18 Jahren „wilder Ehe“ heiratet und die Mutter seines einzigen Sohnes wird, ist wesentlich jünger als er und stammt aus einfachen Verhältnissen. Sie ist keine ebenbürtige Partnerin, aber sicherlich eine gute Lebensgefährtin im Sinne einer Haushälterin. Ich denke, dass sie in einer platonischen Liebe verbunden waren. Auf jeden Fall war sie keine Frau, die ihn in irgendeiner Weise einschränken konnte, so dass er sich ganz auf seine eigentlichen Interessen konzentrieren konnte.

 

Achill verbindet den Arm des Patroklos

Goethe hat eine große Zahl von Beziehungen zu Männern. Sie sind seine bevorzugten Gesprächspartner, weil sie ein ähnliches Bildungsniveau haben wie er. Wir können heute nur Vermutungen darüber anstellen, in wie weit diese Beziehungen homosozial, homoerotisch oder homosexuell gewesen sind. Letzten Endes wissen wir es nicht. Außerdem ist es Goethes Privatsache.

 

W. Daniel Wilson, Germanistikprofessor an der University of London, hat in seiner Werkbiographie „Goethe Männer Knaben“ alles zusammengetragen, was sich in Goethes Werk zum Thema Homosexualität finden lasst. Das Buch enthält für mich eine Menge Überraschungen. Goethe hat zeitlebens über gleichgeschlechtliche Liebe geschrieben, stets tolerant und unmissverständlich Stellung bezogen.

 

In der Weimarer Klassik bezog man sich auf das griechische Ideal und Mythos. Die griechischen Götter waren in der Regel verheiratet. Das hinderte sie aber nicht daran, anderen Frauen oder Nymphen nachzustellen. Ihre „griechische Liebe“ galt aber oft auch anderen Männern, Titanen oder Göttern. Diese amurösen Abenteuer wurden von Goethe in seinen Gedichten verarbeitet, um zu zeigen, dass auch diese Art der Liebe etwas Göttliches hat:

 

Hier ein paar bekannte Männer-Paare

Tod des Hyazinthe von Michael Kíselev

Herakles (Herkules) liebt Hylas

Hyazinth liebt Apollo

Achilleus (Achill) liebt Patroklus

Hephaistos (Vulkan) liebt Ares (Mars)

Eros ist androgyn und liebt alle Männer und Frauen

 

Goethe war ein Mann der Aufklärung, der als Naturforscher alles mit „Vernunft“ betrachtet hat. Mir scheint, dass Goethe die gleichgeschlechtliche Liebe emanzipieren wollte, indem er sich auf das Göttliche und die Kraft der Natur berief (siehe den nächsten Beitrag über die „Wahlverwandtschaften“). Wie kann etwas falsch sein, wenn es diese Attribute trägt. Nur zögernd haben sich einige Zeitgenossen dieser Logik angeschlossen. In diesem Sinne kann man vielleicht sagen, dass Goethe die erste Welle der Emanzipation in Gang gesetzt hat.

 

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