13.02.2023 Padua – Ferrara – Cento – Bologna

Nach der Ankunft in Bologna erkundete ich bei einem Abendspaziergang die Innenstadt. Vom Hotel ging ich etwa 40 Minuten bis zur Piazza Maggiore. Die Piazza und die Arkaden waren um 18.30 Uhr noch sehr belebt.

Ich ging ein paar hundert Meter durch die Arkaden, die die Haupteinkaufsstraße säumen. An der Architektur der Arkaden kann man leicht erkennen, dass hier früher viel Geld verdient und ausgegeben wurde.

Auch in Padua demonstrierten Jugendliche für mehr Engagement der Regierung, für Sterbehilfe und für Medikamente für Obdachlose. Für ökologische Themen habe ich (leider) keine Demonstranten gesehen.

Auf der Piazza Maggiore vor dem Palazzo spielte eine Band heiße Sambarhythmen, zu denen einige Demonstranten tanzten. Tanzen macht mir immer noch viel Spaß. Am liebsten tanzte ich Swing. Aber hier tanzte ich in Erinnerung an „meinen“ Karneval 1995 in Rio.

Plötzlich wurde mir klar, was gestern in Venedig gefehlt hatte: Musik! Die Kostümierten stellen sich in edle Posen, aber das war es auch schon. Kein Vergleich zum Straßenkarneval in Rio, wo selbst die Ältesten am Stock tanzen. Der Höhepunkt „meines“ Karnevals war die Teilnahme am Defilee im Sambadrom zur besten Fernsehzeit. Ein Freund hatte mir ein Vortanzen in der Sambaschule Beja Flor ermöglicht. Diese wunderbaren Erinnerungen kamen mir heute wieder in den Sinn, als ich mit den jungen Bologneserinnen und Bolognesern tanzte.

Sternenhimmel von Giotto

Heute morgen habe ich mich entschieden, die Fresken von Giotto in der Kapelle degli Scrovegni nich zu besichtigen. Ich weiß, dass ist Kunstbanausentum! Aber ich will mich an Goethes Rat halen, exemplarisch und nicht enzyklopädisch zu reisen.

Aus dem gleichen Grund habe ich mir schweren Herzens auch die Vasarely-Ausstellung in Padua nicht angesehen, die sicherlich einen Besuch wert gewesen wäre.

Heute war ich in Ferrara und in Cento. An beiden Orten habe ich mich wie Goethe relativ kurz aufgehalten.

In Ferrara war Goethe auf der Suche nach Spuren von Torquato Tasso. Dazu notiert er: „Statt Tassos Gefängnis zeigen sie einen Holzstall oder Kohlengewölbe, wo er gewiß nicht aufbewahrt worden ist. Auch weiß im Hause kaum jemand mehr, was man will. Endlich besinnen sie sich um des Trinkgeldes willen. Es kommt mir vor, wie Doktor Luthers Tintenklecks, den der Kastellan von Zeit zu Zeit wieder auffrischt. Die meisten Reisenden haben doch etwas Handwerkspurschenartiges und sehen sich gern nach solchen Wahrzeichen um“.

Nun zum Dichter Torquato Tasso, dem Goethe ein ganzes Theaterstück gewidmet hat. Die kurze Inhaltsangabe gibt es hier in meinem Lieblingstheater!  Es geht in dem Theaterstück um die Freiheit der Kunst und die Freiheit des Künstlers.

Die Freiheit des Künstlers ist zu vielen Zeiten in Gefahr gewesen. Ohne finanzielle Sicherheit ist es für einen Künstler schwer, in einer materiellen Welt zu überleben. Auch er muss Miete zahlen. Ein Thema, das mich in der Corona-Zeit sehr bewegt hat. Künstler sind in der Regel nicht sozialversichert. Deshalb bekamen sie auch keine Arbeitslosenversicherung, obwohl sie nicht auftreten durften und somit arbeitslos waren. Finanzielle Hilfen wurden schnell versprochen, aber zum Teil 12 Monate später immer noch nicht ausgezahlt. Und wie man für die Betroffenen Vorsorge treffen kann, interessiert heute wieder niemanden. Oder habe ich etwas verpasst?

Die Freiheit der Kunst wird heute nicht durch die Inquisition bedroht, sondern durch vorauseilenden Gehorsam oder politische Korrektheit. Dieser Entwicklung muss meiner Meinung nach entschieden entgegengetreten werden!

Die Arkaden des Rathauses von Ferrara sahen leider, verglichen mit den anderswo gesehenen, schäbig und renovierungsbedürftig aus. Ich war nicht auf Spurensuche gegangen, sondern besuchte das Schloss der Familie D’Este, die in der italienischen Geschichte immer eine wichtige Rolle gespielt hat.

Standbild von Savanarola

Vor dem Schloss steht ein Denkmal für den Bussprediger Savanarola, einen Sohn der Stadt. Eigentlich bin ich gegen Scheiterhaufen, aber seinetwegen haben Botticelli und andere ihre Kunstwerke im „Fegefeuer der Eitelkeiten“ geworfen.

Irving Stone erzählt sehr eindrücklich in seiner Michelangelo-Biografie  davon, wie sehr sogar ein Michelangelo durch die Zensur von Savanarola in Bedrängnis geriet.

Im Schloss selbst gab es zum einen die kunstvoll ausgestatteten Räume zu besichtigen und zum anderen zwei Ausstellungen, die mir sehr gut gefallen haben, auch wenn sie thematisch nicht zu meiner Reise passten. Die eine Ausstellung zeigte Werke von Carlo Guarienti, die andere Quiltarbeiten von Małgorzata Mirga-Tas.

Die Mitglieder der Familie D’Este waren große Kunstsammler. Teile ihrer Sammlung sind in vielen großen Museen der Welt zu sehen. Mich würde interessieren, wie sie dorthin gekommen sind. Gibt es auch in diesem Bereich Provinienzforschung?

In der kleinen Stadt Cento, der Heimatstadt des Malers Guercinos, schreibt Goethe, habe er schon einen Blick auf den Apennin werfen können. Ich nicht! Auch dieser Ort liegt noch in der Poebene, über die wir als pubertierende Schüler herzlich gelacht haben. Die Gegend ist so flach wie die Marsch in Schleswig-Holstein. Das Guercino-Museum war am Montag natürlich geschlossen – leider. Auf der Website des Museums kann man einige Werke bewundern.

Heute habe ich mein schmutziges Auto für EUR 10,- waschen und wachsen lassen, weil ich Angst hatte, einen Strafzettel von der Polizei zu bekommen. Das Super Benzin kostet ca. EUR 1,85, aslo genauso viel wie in Deutschland. Ob es auch so stark vom Staat subventioniert wird?

Wo ich gerade dabei bin, das Essen kostet genauso viel wie in deutschen Restaurants. In seinen Tagebuchaufzeichnungen erwähnt Goethe das Essen fast gar nicht. Wenn es ihm nicht geschmeckt hat, tut es mir leid. Ich esse mittags nur ein wenig, meistens einen Timballo, das sind kleine warme Köstlichkeiten, die mich bis zum Abend gut durchhalten lassen und die ganz verschieden gefüllt und dekoriert sind.

Ab und zu gehe ich mittags auch in einen dieser Läden essen. Abends esse ich gerne ausgiebig in einer Osteria oder Trattoria. Der Energieaufwand von 15.000 – 20.000 Schritten muss bestmöglich wieder aufgefüllt werden.

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