18.09.2023 Tours – Schloss Saché – Tours

Die Highlights Tours liegen in der historischen Altstadt dicht beieinander. Die Kathedrale von Tours ist dem Heiligen Gatianus geweiht, der außerhalb von Tour fast unbekannt ist. Gut, dass es in der katholischen Kirche einen Feiertag „Allerheiligen“ für alle Heiligen gibt, sonst würden die Katholiken das ganze Jahr über nicht zur Arbeit erscheinen.

In der Nähe befindet sich die Basilika Saint-Martin de Tours. Der Heilige Martin, der mit dem halbierten Mantel und der Gans, wurde nicht als Märtyrer, sondern als Bekenner heiliggesprochen. Teile von Martin werden als Reliquien in der Basilika aufbewahrt.

In der Altstadt sind noch viele Fachwerkhäuser erhalten. Die Fußgängerzone ist jedoch nicht touristisch erschlossen und überlaufen, sie gehört den Bewohnern von Tours.

Im Musée des beaux Arts fand ich einige schöne Gemälde:

Dieses Bild wurde um 1550 nach einem Gemälde von Jan Gossaert die Mabuse gemalt. Außergewöhnlich für diese Zeit ist die nicht manierierte oder stilisierte, sondern realistische und spielerische Darstellung von Mutter und Kind. Das gefällt mir an diesem Bild.

Diesen Amor, der gerade den Bogen spannt, um zu neuen Taten aufzubrechen, hätte ich dem Art Deco zugeordnet. Tatsächlich stammt das Gemälde von Jules Jean Antoine LECOMTE du NOUŸ aus dem Jahr 1873, also etwa 50 Jahre früher. Im Internet finden sich noch viele interessante Werke von ihm.

Um den angekündigten Regenschauer zu nutzen, habe ich ein kleines Nickerchen gemacht, schließlich ist ja Urlaub 😉

Mit dem Auto fuhr ich ca. 30 Minuten bis vor die Tore Tours, nach Saché. In diesem kleinen Schloss Saché war Honoré Balzac sehr oft zu Gast. Hier schrieb er viele seiner wunderbaren Werke wie „Vater Goriot“ (380 Seiten) und „Verlorene Illusionen“ (960 Seiten), die beide zur „Die Menschliche Komödie“. Diese beiden Bände habe ich mit dem allergrößten Vergnügen gelesen. Die Gesamtausgabe umfasst ca. 4.500 Seiten! Was für ein Werk! Tiefer kann man in die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts nicht eintauchen.

Die menschliche Komödie umfasst sowohl Essays als auch realistische Romane, Kurzgeschichten, Erzählungen, 25 unvollendete Werke, aber auch 8 Frühwerke, die zwischen 1822 und 1825 verfasst wurden. Bis zu seinem Tod vollendete Balzac 91 des auf 137 Romane und Erzählungen angelegten Gesamtwerks.

Balzac verbindet die Einzelromane zu einem komplexen System, im Rahmen dessen die Personen von Roman zu Roman immer wieder in Erscheinung treten. Mit dieser literarischen Innovation will Balzac ein umfassendes (Sitten-)Gemälde der französischen Gesellschaft der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwerfen: „Die Unermeßlichkeit eines Planes, der zugleich die Geschichte und die Kritik der Gesellschaft, die Analyse ihrer Übel und die Erörterung ihrer Prinzipien umfasst, berechtigt mich, so scheint es mir, meinem Werk den Titel zu geben, unter dem es heute erscheint: Die Menschliche Komödie.“

Um die Sitten einer ganzen Gesellschaft darzustellen, schildert Balzac gut 2000 markante Gestalten seiner Zeit, mit denen er versucht, das ganze Spektrum einer Gesellschaft auszufüllen. Über 50 dieser Charaktere besitzen eine detailliert ausgearbeitete Biografie, die in den verschiedenen Romanen, in welchen sie erscheinen, aus jeweils verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wird.

Dies ist sein Arbeitszimmer auf Schloss Sanché.

Nach diesem Ausflug machte ich es mir vor einem Cafe mit einem Buch gemütlich. Später aß ich dann mexikanisch, vegetarisch!

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