Der Boxenstopp nach Schottland und dem Segeln war denkbar kurz. Aber man muss die Feste feste feiern, wie sie fallen. Deshalb ging es nach drei Tagen schon wieder weiter.

Der Flix-Bus fährt um 8.15 Uhr vom Hamburger ZOB ab. Zwischenstopps sind Bremen, Oldenburg und Groningen. Draußen sind 22 Grad, aber im Bus ist es viel wärmer, besonders an der Fensterseite, wo die Sonne scheint. Der Bus ist nicht einmal halb voll, als wir Hamburg verlassen. Später steigt noch eine Gruppe Junggesellenabschied „Bibo will doch nur saufen“ zu. Von da an wird es laut und lustig im Bus. Die Fahrer werden etappenweise gewechselt, insgesamt haben wir drei. Das ist beruhigend, denn früher gab es oft Berichte über übermüdete Fahrer.

Der Flixbus hält außerhalb des Zentrums in Amsterdam-Sloterdijk, einem neueren Stadtteil von Amsterdam mit schicken Bürogebäuden und einem furchtbar verbauten neuen Bahnhof. Die Wegeführung ist so unübersichtlich, dass ich mich mehrmals verlaufe. Irgendwann finde ich den Weg zur schicken Metro und fahre bis De Pijp.

Ein weiteres Mal probiere ich Airb&b aus. Ich wohne mit meinen Gastgebern auf einer Etage und wir teilen uns das Badezimmer. Dieser „Familienanschluss“ auf Zeit gefällt mir. Mein Gastgeber in Edinburgh war als Student auf das Einkommen angewiesen. Ganze Wohnungen zu vermieten und damit dem Wohnungsmarkt zu entziehen, finde ich nicht gut.

Von dort sind es nur noch ein paar Schritte bis zu meiner Unterkunft am Sarphatipark, wo ich für ein paar Tage wohnen werde. Über die für holländische Häuser typische enge und sehr steile Treppe erreiche ich ein kleines, perfekt eingerichtetes Zimmer. Ich frage mich, wie alte Menschen oder Mütter mit kleinen Kindern diese Treppen überhaupt bewältigen können. Was man nicht sieht, ist, dass sich hinter den geschlossenen Fassadenreihen entlang der Straßen recht große Gärten mit Bäumen verbergen. Zu „meinem“ Garten gehören auch zwei Hühner.
Marie ist eine fürsorgliche Gastgeberin, die bei der Ausstattung des Zimmers auch an eine Kaffeemaschine und Paracetamol gedacht hat. Sie weiß, dass die Abende in Amsterdam lang und „feucht“ werden können. Die Heineken-Brauerei ist ganz in der Nähe.

Gestärkt durch ein vietnamesisches Essen spaziere ich zum Amsterdamer Rathausmarkt. Auf den ersten Blick haben alle Geschäfte im Zentrum bis spät abends geöffnet. Es gibt kaum Leerstände, wie in vielen deutschen Innenstädten. Doch in vielen Läden gibt es nur chinesischen Plastikplunder oder knallbunte Süßigkeiten. Leider scheinen die typischen kleinen holländischen Läden mit ihrem besonderen Angebot auf dem Rückzug zu sein. Schade!






Auf dem Nachhauseweg ging ich an der Kasse des Concertgebouw vorbei, um zu sehen, was dort gerade gespielt wurde. Hoffnung auf Karten hatte ich nicht. Umso überraschter war ich, dass es noch Karten für das Konzert von Marie-Ange Nguci gab. Im Rahmen der Sommerkonzerte konnte ich eine Karte kaufen. Das Konzert sollte 45 Minuten später anfangen. Im Foyer konnte ich bei einem kühlen Riesling auf Kosten des Hauses warten. Das Konzert war großartig und bestand, wie ich dem Programm entnehmen konnte, aus sehr schwierigen Stücken. Die Pianistin spielte meisterhaft, ich vermute, sie hat 12 Finger 😉
Um 22 Uhr ist es hier schon dunkel, im Gegensatz zu Schottland, wo es noch eine Stunde länger hell ist. Der Schrittzähler zeigt 13.998 Schritte an. Nicht schlecht für einen Tag, an dem ich sieben Stunden mit dem Bus unterwegs war.