31.07.2024 Inverness

Die Strecke von Ullapool nach Inverness ist 73 km lang und führt von West nach Ost, von den Ausläufern der Highlands in die Lowlands. Ich muss das Auto am kleinen Flughafen von Inverness abgeben. 

Da ich nicht weiß, was mich wegen des geplatzten Reifens erwartet, will ich schon um 9 Uhr dort sein. So habe ich genügend Zeit, eventuelle Probleme zu klären. Von Inverness nach Ullapool gibt es mit dem Linienbus nur eine Rückfahrmöglichkeit um 15 Uhr. 

 

Die Rückgabe verläuft relativ problemlos. Europcar wird „nichts gegen mich unternehmen“, da ich den Reifen bereits bezahlt habe. Zu meiner Überraschung gab es für die Tatsache, dass die Telefonhotline und die auf der Website angegebene E-Mail-Adresse zwei Tage lang nicht funktionierten, kein Wort der Entschuldigung. 

Ich hatte großes Glück, dass ich direkt vor Geralds Farm liegen geblieben bin und er mir so wunderbar geholfen hat. Die E-Mail, die ich nach zwei Tagen von Europcar erhielt, enthielt nur die Telefonnummer, die ich schon kannte, die aber nicht funktionierte. In meiner E-Mail an den Service, auf die sich der Brief bezog, der sicherlich von einer künstlichen Intelligenz generiert worden war, hatte ich um einen Rückruf auf mein Handy gebeten – leider vergeblich. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Reifen irgendwo in den entlegenen Highlands geplatzt wäre. 

Mit dem Linienbus ging es zum Inverness Castle, das direkt am Fluss Ness liegt. Der Fluss Ness fließt vom Loch Ness bis zu seiner Mündung in den Moray Firth bei Inverness, einer für schottische Verhältnisse großen Stadt mit ca. 50.000 Einwohnern. Die Altstadt ist sehr lebendig. Nicht so die Burg, die gerade restauriert wird.  

Theodor Fontane erzählt, dass auf dem Berg, auf dem das heutige Schloss steht, die Burg Macbeth stand, in der König Duncan !.  1040 von seinem Cousin Macbeth ermordet wurde.

 

Die neugotische Kirche, die Kathedrale von Inverness wurde von 1866 bis 1869 nach Plänen des schottischen Architekten Alexander Ross erbaut und ist seitdem architektonisch nahezu unverändert geblieben. Als Fontane die Stadt besuchte, stand sie noch nicht.

Mein Spaziergang führt mich direkt zum Royal Highland Hotel, gleich neben dem Bahnhof, in dem Theodor Fontane 1858 abgestiegen ist. Beim Blick ins Innere kann ich mir gut vorstellen, dass hier die Zeit stehen geblieben ist. Ich genieße einen Earl Grey Tea und schlendere weiter durch die kleine Innenstadt. 

Fast 1.400 Meilen, also fast 2.250 Kilometer bin ich in den letzten zwei Wochen gefahren. Deshalb genieße ich die Rückfahrt, weil ich jetzt nicht selbst auf den Verkehr achten muss. Das macht der gut gelaunte und laut singende Busfahrer. Jeden Tag bin ich zwischen fünf und zehn Kilometer gelaufen. 

Ab morgen, dem 01.08.2024, wird alles anders. Denn der Auslauf auf einer dreimastigen Bark, wie der „Artemis“ ist begrenzt. Auf der Fahrt nach Rostock werde ich wohl keinen Internetzugang haben. Trotzdem werde ich das Logbuch weiterführen und sobald wie möglich hier hochladen. Am 07.08.2024 wollen wir in Rostock einlaufen.

Der Wind und der Kapitän geben den genauen Kurs vor, den wir tatsächlich segeln. Aber so ungefähr könnte der Weg sein. Wir werden sehen!

Das Schiff wurde 1926 gebaut und ist 59 m lang und 7 m breit. Der Tiefgang ist 3,49 m und der Großmast 31 m hoch. 

Die Santa Maria, mit der Christoph Kolumbus nach Amerika segelte, war deutlich kleiner als die Artemis. Sie war etwa 18 Meter lang, 6 Meter breit und hatte einen Tiefgang von etwa 2 Metern. Der Großmast war entsprechend kleiner, aber die genauen Maße sind nicht dokumentiert. Kolumbus brach am 3. August 1492 zu seiner Reise auf und sah am 12. Oktober 1492 Land, d.h. er war etwa 70 Tage unterwegs. 

Es war sicherlich ein erstaunlich waghalsiges Unternehmen, nach Westen zu segeln, ohne zu wissen, ob es dort Land gibt. Aber die größte Leistung der Mannschaft bestand wohl darin, diese Ungewissheit und die Eintönigkeit des Bordlebens 70 Tage lang ertragen zu haben. 

Wir werden nur 7 Tage auf einem komfortabel ausgestatteten Segelschiff unterwegs sein – mit immer frischem Wasser!

 

In diesem Zusammenhang kann ich die Biographie von Stefan Zweig „Magellan. Der Mann und seine Tat“ über das Leben von Ferdinand Magellan sehr empfehlen. Zweig versteht es, die psychologischen Aspekte einer Weltumseglung verständlich darzustellen. Die „Victoria“ war kaum größer als die „Santa Maria“ von Kolumbus.

Über die Segelreise von Ullapool nach Rostock werde ich einen eigenen Bericht schreiben. Hier geht’s weiter!

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