21.07.2024 Cullen

Nach dem Frühstück geht die Fahrt in Richtung Nordosten. Zuerst fahre ich durch die Innenstadt mit dem Hafen von Aberdeen, dann entlang der langen Esplande, dem goldgelben, breiten Strand von Aberdeen.

Da ich an der Nordseeküste bin, fällt mir auf, dass wir bis mittags Ebbe haben. Das bedeutet, dass der Strand bis mittags etwas schmaler wird. Ich versuche, so weit wie möglich an der Küste entlang zu fahren. Leider habe ich kaum Gelegenheit, das Meer zu sehen. Irgendwie ist man als Fahrer immer auf der „falschen“ Seite gesessen.

Bei einem Spaziergang am Strand oder zu einer Burgruine genieße ich die Schönheit der Natur. Die Weite der Getreidefelder und der sich ständig wandelnde Himmel sind eine Quelle der Ruhe. Ich genieße diese Weite, die man in der Stadt nicht erleben kann.

Hin und wieder mache ich auf meinen Reisen auch zufällige Entdeckungen. In Cruden finde ich einen Hinweis auf eine Pioniertat: Am 30. Juli 1914 startete der norwegische Flugpionier Tryggve Gran von Cruden Bay aus zur ersten Überquerung der Nordsee mit einem Flugzeug von Großbritannien nach Norwegen.

Vor einem Jahr war ich in der Nähe von Calais an der Stelle, an der Hubert Latham 1909 versuchte, vom Cap Blanc Nez aus den Ärmelkanal zu überfliegen.

Cruden ist ein kleiner Fischerort mit einem großen Strand. und Golfplatz.

Die Terra Nova Expedition, offiziell British Antarctic Expedition genannt, war eine Expedition in die Antarktis, die zwischen 1910 und 1913 stattfand. Sie wurde von Kapitän Robert Falcon Scott geleitet und hatte verschiedene wissenschaftliche und geographische Ziele. Scott und vier seiner Begleiter erreichten den geografischen Südpol am 17. Januar 1912, wo sie feststellen mussten, dass ihnen ein norwegisches Team, angeführt von Roald Amundsen, 34 Tage zuvorgekommen war. Scotts fünfköpfige Gruppe starb auf dem Rückweg vom Pol. Einige ihrer Leichen, Tagebücher und Fotografien wurden acht Monate später von einer Suchmannschaft gefunden, zu der auch Tryggve Gran gehörte.
 

Nach einer kurzen Fahrt lasse ich das Auto am Straßenrand stehen und mache mich zu Fuß auf den Weg zu den Klippen, auf denen die Ruine von Slains Castle liegt. Die Felder wiegen sich rhythmisch im auflandigen Wind, während die Ruine seit Jahrhunderten fest auf der Klippe steht. Sie ist gut erhalten. Vom Turm aus hat man einen weiten Blick über die Küste. 1895 besuchte der Autor Bram Stoker die Gegend und war höchstwahrscheinlich Gast auf Slains Castle. Das Schloss gilt daher allgemein als Inspiration für Stokers 1897 erschienenen Roman Dracula.

Ein kurzer Plausch auf dem Rückweg zum Auto mit einem Australier, der erst seit zwei Tagen in Europa ist und über das Alter der Dinge staunt, ist eine kurzweilige Abwechslung.

Nächste Station ist das Petershead Prison Museum. Es galt bis 2013 als das „härteste Gefängnis“ Schottlands. Die Zuchthäuser mussten schwere körperliche Arbeiten machen.

Bei einem Scone und einem Earl Grey Tee im Gefängniscafé mit Blick auf den Hafen beende ich den Rundgang, in der Hoffnung eine bequemeres Bett für die Nacht zu finden.

Kinnards Head ist der nordöstlichste Punkt Schottlands. Zur Orientierung der Schifffahrt wurde ein Leuchtturm errichtet. In seiner Nähe befindet sich das Schottische Leuchtturmmuseum.

Ein weiterer kleiner verträumter Küstenort ist Banff. Dieses Banff ist ganz anders als das Banff in Kanada, wo ich 1981 einmal versuchte, Ski zu laufen.

Die Nacht verbringe ich in Cullen, wo es einen bekannten Imbiss gibt. Das Abendessen genieße ich bei Linda’s Fish & Chips, der exzellenten Spezialität des Hauses.

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