
Gegen 4 Uhr morgens, also noch vor Sonnenaufgang um 5.30 Uhr, gehe ich in Regensachen an Deck. Wie gestern regnet es zwischendurch. Wir können uns freuen, denn die Funktionskleidung funktioniert und macht die gelegentlichen Arbeiten angenehm. Mit einem wohligen Schauer stelle ich mir vor, wie die Seeleute früher in nasser Kleidung diese Arbeiten verrichten mussten. Auf einem Segeltörn dieser Art braucht man allerdings keine formelle Kleidung zu tragen – das Dinner mit dem Kapitän findet ganz leger statt. Am Ende der Reise wird jeder feststellen, dass er zu viel eingepackt hat 😉

Zu dieser frühen Stunde ist es dunkel und die Sicht ist gleich Null. Da wir mit Motor fahren, kann ich bald wieder unter Deck zum Duschen gehen. Auch wenn man von Wasser umgeben ist, ist Süßwasser an Bord immer ein knappes Gut, mit dem man sorgsam umgehen muss. Deshalb überlegt man sich am besten vorher, wie man in einer schwankenden Duschkabine auf einem Bein stehend den anderen Fuß wäscht. Ähnliche Yogaübungen sind nötig, um das Wasser in den mittig angebrachten Abfluss zu wischen, weil es sonst wegen der Schräglage nicht abläuft. Aber mit etwas Humor und Geduld klappt auch das.
Der Tag will nicht so richtig hell werden. Trotz gesetzter Segel kommen wir nicht richtig voran. Immer wieder korrigieren wir die Position der Segel an den Masten. Um mit anzupacken, werden Gespräche über Reisen zu Land und zu Wasser unterbrochen oder Bücher zur Seite gelegt.

Der Kapitän eröffnet uns die Möglichkeit, Kopenhagen anzulaufen, wenn der Rückenwind weiterhin so konstant unsere Fahrt unterstützt. Die Klippen von Møn sind als Alternative im Gespräch. Da ich letztes Jahr in Kopenhagen war, zieht es mich jetzt mehr zu den beeindruckenden Klippen von Møn. Mal sehen, wohin uns der Wind trägt.