Ortswechsel. Ich will nach Ullapool. Ich nehme eine Strecke, die etwas weiter und länger ist, aber durch eine Gegend führt, die ich noch nie gesehen habe. Sechs Stunden Fahrzeit gibt Google Maps vor. Aber ich werde sicherlich hier und da einen Zwischenstopp einlegen.
Bevor ich zum Fähranleger nach Fishnish fahre, mache ich einen 45-minütigen Abstecher, um wenigstens einen Blick auf das fast 700 Jahre alte Duart Castle zu werfen. Die imposante Burg liegt direkt am Meer und gehört dem McLean-Clan.


Seit dem 13. Jahrhundert wurde der Felsen am Meer mit Burgen bebaut, die eine strategisch wichtige Meerenge bewachten. Die Burg Duarte Castle ist auch aus Film und Fernsehen bekannt.
Der Staat unterstützt die Burgbesitzer nicht bei der Erhaltung der privaten Burgen. Es ist leicht nachvollziehbar, dass der Unterhalt sehr kostspielig sein muss. Aus diesem Grund kommt es immer wieder vor, dass sich Eigentümer dazu entschließen, sich von ihrem Eigentum zu trennen und es zum Beispiel in den National Tust zu überführen. Der Trust übernimmt dann die Unterhaltskosten und macht die Gebäude in der Regel der Öffentlichkeit zugänglich.
Auf diese Weise ist der Erhalt dieser wichtigen Teile des kulturellen Erbes bei gleichzeitiger finanzieller Entlastung der ursprünglichen Eigentümer möglich. Nicht selten wird den ehemaligen Eigentümern auch ein Wohnrecht eingeräumt, d.h. sie können einen Teil des Gebäudes weiter bewohnen.
Ich wandere einmal um die Burg herum, bevor ich die Fahrt fortsetze.

Auf der vor mir liegenden Strecke muss ich zweimal mit der Fähre übersetzen, um die Fahrzeit und die Strecke erheblich zu verkürzen. Dennoch sind es 6 Stunden Fahrt nach Norden bis Ullapool.
Da ich keine Reservierungen für die Fähren habe, muss ich mich auf mein Glück verlassen, dass man mich trotzdem mitnimmt. Fortuna war mir hold und ich kam buchstäblich als letztes bzw. vorletztes Auto auf die Fähre.
Der Anteil der einspurigen Straßen zwischen Ortschaften liegt in Schottland offiziell bei etwa 20 bis 30 %. In ländlichen Gebieten, insbesondere in den Highlands und auf einigen Inseln, sind diese Straßen häufiger, ich schätze, dass sie dort mehr als die Hälfte ausmachen.
Die Straßen sind der schottischen Landschaft angepasst. Es gibt keine 100 Meter Straße, die flach und gerade ist. Das bedeutet, dass sich die sehr schmalen Straßen durch die Berge „schlängeln“ und ständig bergauf und bergab führen. Das erfordert eine sehr engagierte und aufmerksame Fahrweise, da die Fahrzeuge abwechselnd bestimmte Ausweichstellen passieren müssen. Mit Höflichkeit, Gelassenheit und Humor regelt sich die Vorfahrt meist von selbst.



Schon vor 20 Jahren hat mich dieses Schloss begeistert. Mein „inneres Kind“ ist immer noch verzaubert.
Eileen Donan Castle habe ich schon vor 20 Jahren besucht, die touristische Infrastruktur hat sich sehr verbessert. Aber jetzt gibt es noch mehr Reisebusse, die hier Kreuzfahrtschiffe ausladen, die an Land gekommen sind, um ein paar Fotos zu machen, und die sich oft nicht sicher sind, in welchem sie sich gerade befinden.
ich verzichte auf die nochmalige Besichtigung und fahre stattdessen weiter.


Noch immer habe ich nicht genug von den ständig wechselnden Lichtspielen der Wolken am Himmel und den Schatten auf den flachen Berghängen.
Nach 9 Stunden komme ich in Ullapool an. Noch bevor ich mein Hotel gefunden hatte, sah ich SIE. Mit der ARTEMIS werde ich am 01.08.2024 in Richtung Rostock aufbrechen. Dort werden wir voraussichtlich am 07.08.2024 ankommen.
In den nächsten Tagen werde ich die Umgebung von Ullapool erkunden. Vielleicht entdecke ich auch noch Spuren von dem Oskar Kokoschka. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges hielt sich hier der Maler und Graphiker Oskar Kokoschka mit seiner Ehefrau Olda für mehrere Sommermonate in Ullapool auf.
