Nach dem frühen Frühstück verstaue ich mein Gepäck im Auto. Das Navi zeigt an, dass die gut 200 km lange Fahrt nach Aberdeen 2 Std. 33 Minuten dauert. Und tatsächlich parke ich zur angegebenen Zeit den Wagen vor Pennys Haus. Deutsche Pünktlichkeit trifft schottische Präzision.
Die Fahrt von Edinburgh nach Aberdeen ist nur anfangs etwas kompliziert. Da ich im Süden der Stadt wohne und nach Norden muss, heißt es: einmal um die ganze Stadt herum. Dabei kreuze ich viele Zufahrtsstraßen, wobei „kreuzen“ das falsche Verb ist. Die Briten haben eine große Liebe zum Kreisverkehr entwickelt. Selbst auf Autobahnen gibt es sie, manchmal sogar in doppelter Ausführung. Eine besondere Spezialität ist der Adjacent Roundabout – zwei Kreisverkehre, wie eine Acht im Straßenverkehr.

Die Fahrt durch diese doppelten Kreisverkehre fühlt sich fast so an wie das Passieren des Pentland Firth auf der Artemis im vergangenen Jahr. (siehe hier)
Diese Meerenge zwischen dem schottischen Festland und den Orkney-Inseln verbindet Nordsee mit Nordatlantik und gilt als eines der strömungsreichsten und gefährlichsten Seegebiete Europas – mit Gezeitenströmen von bis zu 22 Knoten. Nur dass Adjacent Roundabouts weniger seekrank machen.
Aber so sicher wie Odysseus zu seiner Penelope – wenn auch mit weniger Umwegen – erreiche ich meine Penny.
Nach dem Begrüßungskaffee und der ersten Wiedersehensfreude fahren wir ins benachbarte Stonehaven. Im Hafen wartet The Old Tolbooth Seafood Restaurant, für das Penny schon vor Wochen einen Tisch reserviert hat. Das ist dringend notwendig, denn was von außen ganz schlicht aussieht, entpuppt sich als kulinarisches Juwel. Das historische Gebäude aus dem 16. Jahrhundert beherbergt eine der besten Küchen Schottlands. Mein Geburtstagsessen hätte nicht leckerer sein können.

Ich bin oft zu meinen Geburtstagen auf Reisen gewesen, aber diesmal gab es einen besonderen Anlass: Penny hat die von mir angefertigte englische Übersetzung meines Buchmanuskripts – 560 Seiten! – korrekturgelesen. Als Zeichen meiner Wertschätzung habe ich sie zu meinem Geburtstagessen eingeladen und bin extra nach Aberdeen gefahren, um sie ins Old Tolbooth auszuführen.
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Apropos Verbindung und Übersetzung: In Großbritannien haben sie andere Elektrostecker – drei dicke Zinken, die wie ein überraschtes Gesicht aussehen. Deshalb ist ein Adapter notwendig, um Telefon, iPad oder MacBook aufladen zu können. Da man heute mit vielen Geräten reist, empfiehlt sich auch eine Mehrfachsteckdose mitzunehmen.