12.09.2025 Hexham – Edinburgh

Der Himmel strahlt heute mit mir um die Wette. Kein Wunder denn heute steht heute Nachmittag Edinburgh steht auf dem Programm. Nach den römischen Ruinen gestern sind heute die Ruinen von katholischen Klöster an der Reihe, aber erst einmal geht es über Landstraßen gen Norden.

Auf einer Anhöhe von immerhin 418 Metern über dem Meeresspiegel, in den Cheviot Hills, passiere ich den Carter Bar, den berühmten Grenzstein zwischen England und Schottland

 

Eine halbe Stunde auf der Bank mit Blick ins weite Land muss heute reichen. Aber ich könnte hier stundenlang sitzen. Schwer zu glauben, dass hier 1575 die „Raid of the Redeswire“ stattfand, die letzte größere Schlacht zwischen England und Schottland. Heute ist es hier friedlich.

 

Das ist die Ruine von Jedburgh Abbey.

Das Highlight von Melrose thront auf dem Dach: ein Gargoyle in Form eines Dudelsack spielenden Ebers. Hat der Steinmetz ihn heimlich gemeißelt oder war es gar ein offizieller Auftrag? Die Kopie auf der Parkbank wird jedenfalls von Touristen begeistert für Selfies genutzt.

Jedburgh Abbey und Melrose Abbey liegen auf meinem Weg. Heute sich nicht mehr als schöne Fotomotive, aber einst waren es mächtige Klöster. In Melrose ruht das Herz von Robert the Bruce, das eine abenteuerliche Reise hinter sich hat: Sir James Douglas nahm es auf Kreuzzug mit, schleuderte es im Kampf gegen die Mauren in Spanien dem Feind entgegen, bevor es nach Schottland zurückkehrte. 1996 fand man tatsächlich eine Bleikiste mit dem königlichen Herzen.

 

Die Klosterorte sind so typisch englisch – es muss natürlich britisch bzw. schottisch an dieser Stelle heißen –  wie Earl Grey Tea – und mit einem kurzen Spaziergang schnell erkundet. Windowshopping macht hier Spaß, denn es gibt noch viele individuelle Einzelhändler, etwa Hutmacher, statt austauschbarer Thalia-Filialen. Wie diese winzigen Läden überleben, bleibt mir ein Rätsel.

Was man den alten Häusern mit ihren eleganten Belleetagen – die glatt als Kulisse für „Das Haus am Eaton Place“ dienen könnten – oft nicht ansieht, sind die Souterrain-Wohnungen und die deutlich weniger eleganten Hinterhäuser, in denen einst die Bediensteten lebten.

 

Freitag, 16 Uhr – Rushhour in Edinburgh. Nach tagelangem Landstraßenfahren habe ich mich an das Linksfahren und das Schalten mit der linken Hand gewöhnt. Mühelos gleite ich durch die Stadt zu meiner Unterkunft. Zum ersten Mal versuche ich, CarPlay mit dem Fiat-Display zu koppeln, um Google Maps direkt vom Handy auf den Bildschirm zu übertragen – und es funktioniert hervorragend. Schluss mit dem wackelig vor dem Tacho platzierten Smartphone.

Am Stadtrand zu wohnen ist insofern clever, als man kostenlos parken kann, statt teure Innenstadtgaragen zu bezahlen. Der Linienbus braucht nur 15 Minuten bis zur Princes Street.

Im Mussel Inn in der Rose Street gibt es die ersten Muscheln der Saison, nach einer leckeren Clam Chowder. Gestärkt wandere ich durch New Town – an so vielen Ecken spürt man den Harry Potter-Charme dieser Stadt.

 

Um 19:35 ist Sonnenuntergang, sehr schnell wird es dunkel. Besonders viel Spaß macht es mir, in die hell erleuchteten Wohnungen zu schauen und Teile der Einrichtung oder Wanddekorationen zu betrachten.

Mein eigenes Zimmer ist dagegen sehr schlicht und makellos – kostet aber 25 % mehr als das schicke Apartment im 24. Stock in Liverpool. Es ist jedes Mal wie das Öffnen einer Wundertüte, wenn man eine neue Unterkunft bezieht. Und manchmal hat man richtig Glück.

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