Hurra – die Synchronisation meines Fotoarchivs ist abgeschlossen.
112.000 Bilder wurden aktualisiert. Mit vertretbarem Arbeitsaufwand konnte ich die letzten beiden Tage nun bebildern. Ob ich den neuen Workflow beibehalte, werde ich heute Abend sehen.

Zum Frühstück gehe ich auf den Wochenmarkt in der Albert Cuyp Straat. Hier gibt es alles Mögliche zu kaufen: Neben frischen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Käse, Gewürzen und Fisch auch Wolldecken, Gürtel, Cannabis, Schrauben, BHs, Plastikblumen, sizilianisches Gebäck und jede Menge internationale Streetfood Stände.

Dieser Markt ist – wie die letzten vier Wochen – in seiner Vielfalt an Qualitäten, Mengen und Eindrücken, wie auch durch die vielen verschiedenen Menschen unterschiedlichster Herkunft und Hautfarbe, ein prächtiger Ausdruck des Lebens selbst. Mit ausgebreiteten Armen und offenem Herzen umarme ich das Leben – mit einem unbedingten Ja!

Ich bin dankbar, nach den weißen Räumen der Intensivstation nun die bunte Pracht erleben zu dürfen. In einem Café gesellt sich ein fröhlich zwitschernder Vogel zu mir und stimmt in mein Halleluja mit ein.

Über Mittag bin ich mit Wim in seinem Atelier verabredet. Da wir uns im letzten Jahr nicht gesehen haben, freue ich mich auf das Wiedersehen und auf seine neuen Arbeiten. Wir haben uns 1995 in New York kennengelernt. Was für ein großes Glück und welch eine Ehre, über eine so lange Zeit die Entwicklung eines Künstlers und Menschen begleiten zu dürfen.


Immer wieder bin ich beeindruckt von seiner handwerklichen Meisterschaft. Aus allernächster Nähe könnte man die Ölgemälde für Fotografien halten. Sie wirken auf den ersten Blick nicht politisch. Doch sind wir im Dialog mit Asylanten? Hören wir ihnen zu – was wissen wir über ihr Leben dort und ihr Hiersein in unseren Auffanglagern? Oder kommen wir nur von oben herab auf sie zu? Wissen wir, wie unsere Gesellschaften durch Sklaverei reich geworden sind? Ist es blauäugig, davon zu träumen, frei zu leben? Reicht es, nur den Blues angesichts der Komplexität der Situation zu haben?


Als Künstler gehört man zu einer Avantgarde, die feinfühlig die Probleme der Zeit aufspüren muss und gegebenenfalls versucht, Antworten zu geben. Der Künstler macht sich nackt und angreifbar für jede Art von Kritik – wobei den meisten Kritikern jegliche Qualifikation fehlt und sie es keinesfalls besser machen könnten. Es ist ein Leichtes, über ein Buch zu sprechen, aber etwas anderes, eines zu schreiben. Ich weiß, wovon ich spreche.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch bei allen bedanken, die mir für das Schreiben des Blogs Zuspruch erteilten. Dankeschön. (Das sind tatsächlich echte Tulpen!)

Den Nachmittag schlenderte ich durch den Jordaan, das alte jüdische Viertel von Amsterdam, das – wie ich finde – das Schönste ist. Dort steht auch das Anne-Frank-Haus.

In der Unterkunft schreibe ich noch schnell diesen Bericht, damit er morgen früh ins Netz gestellt werden kann. Um 7:00 Uhr muss ich an der Straßenbahnhaltestelle stehen, um zum Bahnhof zu fahren und mein vorletztes Interrail-Ticket zu nutzen.
PS: Gut, dass Wim lebt – so sind seine Bilder noch bezahlbar. Hier klicken, wer mehr Gemälde von Wim sehen möchte.
