01.10.2025 Amsterdam (1. Tag)

01.10.2025 – Amsterdam (1. Tag)

Der Vormittag beginnt mit der Fortsetzung des digitalen Geduldspiels. Zusammen mit Apple und meinem EDV-Yogi versuche ich, meine iCloud wieder ins Laufen zu bringen. Bisher vergeblich. Ich solle Geduld haben, bis die Synchronisation meiner Fotos abgeschlossen ist. Warten ist ja nun so gar nicht meine Sache – deshalb überlegte ich mir auf meinem Weg durch die Stadt einen anderen Workflow, um die Bilder in den Text einzubauen.

Amsterdam kenne ich so gut wie nur wenige andere Städte. Ich erinnere mich an die Untiefen der Nacht, an die Orte, wo wir früher bis in den Morgen hineingetanzt und Spaß gehabt haben. Wie ein Seemann kreuze ich durch die vertrauten Straßen – und finde trotzdem immer noch Straßenmärkte, Ecken und Plätze, die Neuland für mich sind.

In einem Frühstückscafé kam ich mit einer Frau aus Saudi-Arabien ins Gespräch. Sie war vor ein paar Tagen vor ihrem Ehemann nach Amsterdam geflohen und überlegt nun, wie es weitergehen soll. Ich hörte ihr geduldig zu. Vielleicht machte unser Gespräch ihr Mut und gab ihr Zuversicht.

Beim Flanieren durch diese zauberhafte Stadt, die an jeder Ecke fotogen ist, entdecke ich immer wieder auch kleine Galerien, die oft überraschend interessante Werke zeigen. Mit viel Engagement und Leidenschaft erklären die Galeristinnen und Galeristen ihre Ausstellungen – ohne aufdringlich zu sein. So zum Beispiel die Galerie von Tim Cantor .

Ich wünschte, ich hätte mehr Platz an den Wänden meiner Wohnung.

Auch in den vielen Museen entdecke ich stets Neues. So zum Beispiel im HART Museum, wo eine wunderbare Ausstellung Werke von Constantin Brancusi zeigt.

Brancusi war Rumäne, lebte in Paris und lernte bei Auguste Rodin. Seine Werke vermachte er dem Centre Pompidou in Paris, das sie leihweise dem Amsterdamer HART überlassen hat – damit ich, als Deutscher aus England kommend, sie nicht in ein paar Tagen in Paris vermissen werde, wenn ich dort nach ihnen im Museum suche. Das ist Europa!

Auf einer kurzen Besucherbank saß ich ca. 1,5 Stunden vor diesen vier Skulpturen. Sie bot nur Platz für max. 3 Personen. In meiner zurückhaltenden, hanseatischen Art lud ich andere Museumsbesucher ein, Platz zu nehmen, was diese auch taten. Nacheinander unterhielt ich mich mit einer 82-jährigen Holländerin, einem jungen holländischen Arzt von Ärzte ohne Grenzen – eine Organisation, die ich ganz großartig finde –, und mit zwei jüngeren Frauen aus Belarus, die seit mehreren Jahren in Amsterdam leben. Wir sprachen über Skulpturen, runde Steine am Meer, die Essenz des Lebens, darüber, dass der Mensch ein Abbild Gottes ist, Evolution und manchmal über Kulturpolitik und darüber, dass ein Eintrittspreis von 27 EUR für eine Ausstellung zu viel ist.

Was für ein Glück! Ich konnte im Concertgebouw ein Ticket für ein Konzert der Jazzformation New Cool Collective ergattern. 19 Bläser bliesen laut meiner Apple Watch mit 95 dB zum Sturm auf die Tanzfläche, die es nicht gab. Gezwungenermaßen musste ich versuchen, sitzen zu bleiben. Der Versuch scheiterte auf ganzer Linie. Ein kleiner Eindruck von der Band vermittelt dieses Video.

Es gibt Tage, die gelingen irgendwie von selbst. Dies war einer von ihnen. Glücklich und beswingt gehe ich zu Bett, ohne zu vergessen, den Buddha zu grüßen, der im Fenster des Nachbarhauses steht.

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